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Haushaltswaren:Im Schleudergang

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Der Markt für die "Weiße Ware" hat sich stark verändert. Konkurrenz aus China, Waschmaschinen speziell für die regionalen Märkte und die Verdrängung kleiner Hersteller: Wo die Waschmaschinen der Deutschen herkommen.

Von Christian Gschwendtner, München

Ein Gerät für "beneidenswerte Frauen" - mit dieser Botschaft warb der Hersteller der legendären Construccta-Waschmaschine 1956 im Kino um potenzielle Kunden. Man kann sich den Werbespot noch im Internet anschauen. Heutzutage wäre die Botschaft undenkbar. Wäschewaschen ist längst auch Männersache geworden. Und auch sonst hat sich viel im Markt für die "Weiße Ware" verändert. Die Margen für Waschmaschinen sind äußerst gering, die Hersteller liefern sich einen harten Preiskampf.

Aus Sicht des amerikanischen Präsidenten Donald Trump sind vor allem die asiatischen Hersteller daran schuld. Tatsächlich können sie die Geräte dank vergleichsweise niedriger Arbeitskosten günstiger herstellen. Auch Stahl, der 40 Prozent der Herstellungskosten einer Waschmaschine ausmacht, ist in China günstiger. Der amerikanische Weltmarktführer Whirlpool fürchtet deshalb schon seit längerem um seine Spitzenposition. Für Trump ein Grund, die Einfuhrzölle auf Waschmaschinen zu erhöhen. Er gab am Dienstag bekannt, dass ausländische Produzenten künftig einen Aufpreis von bis zu 50 Prozent zahlen sollen. Ob er damit den Siegeszug der asiatischen Hersteller aufhalten kann, ist jedoch alles andere als gewiss.

Die Bosch-Siemens-Gruppe produziert noch nicht in den USA

Schon jetzt lassen sich die großen Renditen hauptsächlich in China erzielen. Dort soll der Markt für Haushaltsgeräte bis 2018 um fünf Prozent wachsen, wie Analytiker der Bank Credit Suisse jüngst errechnet haben. In Nordamerika stagniert das Geschäft dagegen nahezu. Die Hersteller haben ihre Produktion deshalb schon länger umgestellt. Sie fertigen Waschmaschinen speziell für die regionalen Märkte an. In Deutschland betreiben lediglich Miele und die Bosch-Siemens-Gruppe noch Fabriken. Vom Band laufen dort nur Premium-Produkte, die besonders schonend reinigen und sich neuerdings auch mit dem Internet vernetzen lassen. Wer hierzulande dagegen eine kostengünstigere Variante kauft, bekommt in den allermeisten Fällen eine Waschmaschine aus Osteuropa oder der Türkei. Ausgerechnet der amerikanische Konzern Whirlpool, der von den neuen Einführzöllen am meisten profitiert, schloss sein letztes Werk in Deutschland bereits im Jahr 2012.

Bei Bosch-Siemens beobachtet man die jüngsten Drohgebärden aus Washington sehr genau. "Wir schauen, wie sich die Entscheidung mittelfristig auf unser Importgeschäft in die USA auswirkt", heißt es aus der Münchner Konzernzentrale. Bis jetzt werden Waschmaschinen und Trockner noch aus Europa angeliefert. Ob langfristig neue Produktionsstätten in Amerika entstehen, wird sich erst noch zeigen.

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Quelle:
SZ vom 24.01.2018
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