Häuser und Wohnungen:Immobilienpreise steigen noch mal kräftig

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In Berlin sind die Preise für Wohneigentum im ersten Quartal 2022 besonders stark gestiegen. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Wohneigentum ist auch zu Beginn dieses Jahres deutlich teurer geworden - trotz politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Der Preisboom könnte aber langsam an sein Ende kommen.

Von Stephan Radomsky, München

Alles wird teurer, natürlich. Aber für manche Dinge steigen die Preise noch schneller als für andere, für Wohnungen und Häuser zum Beispiel. Bei 10,7 Prozent binnen eines Jahres lag das Plus für Wohnimmobilien im ersten Quartal im Bundesdurchschnitt, hat der Verband der Pfandbriefbanken (VDP) nun ermittelt. Besonders stark stiegen die Preise demnach für selbst genutzte Häuser und Wohnungen mit 12,5 Prozent. Zugleich legten die Kaufsummen in den Top-Sieben-Städten, also in Berlin, Hamburg und München sowie Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Stuttgart mit 11,2 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich zu. Für die Erhebung wertet der Verband die Daten von mehr als 700 Banken zu tatsächlichen Immobilien-Transaktionen aus.

Zwar sind zweistellige Teuerungsraten auf dem Immobilienmarkt seit einigen Jahren schon fast die Regel - zum Leidwesen vieler Kaufinteressenten. In diesem Jahr aber hat sich das Umfeld eigentlich deutlich verschlechtert: Seit Januar steigen die Zinsen in der Baufinanzierung rasant. So verteuerten sich Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung nach Daten des Kreditvermittlers Interhyp von im Durchschnitt einem Prozent auf mehr als 2,5 Prozent. Hinzu kommt die politische und wirtschaftliche Unsicherheit nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Die Inflation in Deutschland etwa stieg zuletzt auf 7,4 Prozent, so stark wie seit Jahrzehnten nicht. Das dürfte wohl eine Zinswende der EZB zur Folge haben - und damit womöglich nochmals teurere Kredite.

"Die letzten Zuckungen des Booms"

Gerade solche Aussichten dürften dazu beigetragen haben, dass die Häuserpreise im ersten Quartal noch einmal so deutlich anzogen, vermutet Immobilienökonom Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Kaufinteressenten hätten sich wohl beeilt, um noch möglichst günstig an lange Zinsbindungen zu kommen. Der Krieg in der Ukraine sei als Unsicherheitsfaktor zudem erst Ende Februar hinzugekommen.

Die jüngsten Daten seien deshalb "die letzten Zuckungen des Booms", so Voigtländer: "Ich rechne fest damit, dass sich das nicht so fortsetzt." Die Preise würden demnächst eher stagnieren, auch wenn die Nachfrage hoch bleibe, die Baukosten immer weiter stiegen und das Angebot nicht ausreichend wachse. "Es wird schwer, höhere Preise durchzusetzen, wenn die Zinsen steigen und die Reallöhne der Menschen zugleich sinken." Auch die Mieten dürften in der Folge eher nicht weiter steigen - "auch wenn das für viele wohl nur ein schwacher Trost ist".

Die Banken dagegen erwarten weiter steigende Immobilienpreise, wenn auch langsamer. Die Dynamik werde "aufgrund des erreichten Preis- und Mietniveaus und der steigenden Zinsen abnehmen", sagte VDP-Chef Jens Tolckmitt.

Bereits seit Längerem warnen Ökonomen vor einer Blase bei Häusern und Wohnungen. Die Preise lägen inzwischen je nach Region um bis zu 40 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau, hieß es zuletzt etwa von der Bundesbank - bezogen auf das vergangene Jahr. Im Januar hatte deshalb die Finanzaufsicht Bafin neue Regeln für Banken erlassen: Sie müssen ab kommendem Jahr mehr eigenes Geld als Sicherheit beiseitelegen, wenn sie Geld für den Kauf einer Wohnimmobilie verleihen. Das dürfte die Kredite dann zusätzlich verteuern.

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