Süddeutsche Zeitung

Hauptversammlung der Deutschen Bank:Ackermann nennt Kapitalismus-Debatte "beschämend"

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann fühlt sich bei der so genannten Kapitalismus-Debatte persönlich angegriffen. Er nutzte die Hauptversammlung seines Institutes für eine Klarstellung seiner Sichtweise.

Ackermann kritisierte die Kapitalismus-Debatte. "Niemand will einen Kapitalismus pur und schon gar nicht einen Raubtier-Kapitalismus", sagte der Deutsche-Bank-Chef am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Frankfurt am Main.

Doch nur wenn die Deutsche Bank Erfolg habe und Gewinn erwirtschafte, könne sie investieren, sichere Arbeitsplätze schaffen, Steuern zahlen und zum Gemeinwohl beitragen. "Wir können es uns nicht leisten, erst dann zu handeln, wenn wir rote Zahlen schreiben", betonte Ackermann.

Dass die Kapitalismus-Kritik zum Teil auf die Deutsche Bank und ihn persönlich ziele, finde er "beschämend". Der Branchenprimus sei sich seiner besonderen Verantwortung für die Gesellschaft durchaus bewusst. Ackermann betonte zudem, dass er zum Abbau tausender Stellen bei Deutschlands größtem Geldhaus stehe. "Wir wollen uns aus Deutschland heraus als eine der Top-Banken der Welt etablieren", sagte der Schweizer.

"Keine Alternative"

Dazu müssten auch Kosten gesenkt werden. "Weder mir noch meinen Kollegen im Vorstand fällt es leicht, Stellenkürzungen vorzunehmen." Doch es gebe keine Alternative. In Deutschland sollen unter dem Strich 1920 Stellen wegfallen.

Das Kreditinstitut setze weiter vor allem auf organisches Wachstum und wolle dieses durch "ökonomisch sinnvolle" Akquisitionen ergänzen. "Wir haben uns vorgenommen, in erster Linie aus eigener Kraft zu wachsen. Wir sehen insbesondere bei margenträchtigen Produkten weiteres Wachstumspotenzial", sagte Ackermann und bekräftigte damit frühere Aussagen.

"Sofern es ökonomisch sinnvoll ist, werden wir unser organisches Wachstum gezielt durch Akquisitionen ergänzen. Dies jedoch nicht um jeden Preis. Wir werden dabei sehr diszipliniert vorgehen."

Etliche Übernahmen

In den vergangenen Jahren hatte die Deutsche Bank unter anderem den deutschen Vermögensverwalter Wilhelm von Finck AG, das Schweizer Bankhaus Rüd, Blass & Cie, den US-Immobilienfinanzierer Berkshire Mortgage sowie das türkische Brokerhaus Bender Securities übernommen.

Außerdem beteiligte sich die Deutsche Bank an der russischen Investmentbank UFG und gründete in China ein Joint Venture mit Harvest Asset Management.

Begleitet wurde die Hauptversammlung von massiven Protesten gegen den geplanten Abbau von weltweit 6400 Stellen - 1920 davon in Deutschland. So versammelten sich am Morgen mehr als 100 Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und Betriebsräte der Bank vor dem Veranstaltungsort und demonstrierten pfeifend gegen die Jobstreichungen.

Drohung von Verdi

Verdi-Vorstandsmitglied Uwe Foullong rief die Bank erneut zur Rücknahme des Stellenabbaus auf. "Machen Sie eine Unternehmens- und Personalpolitik, die auf dem Boden des Grundgesetzes steht", forderte er und drohte erneut, ansonsten für ein Kündigungsverbot für Unternehmen mit hohen Gewinnen zu kämpfen.

Aktionärsschützer übten heftige Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit der Bank - insbesondere bei der Kommunikation der geplanten Stellenstreichungen.

Zwar sei die Bank auf dem richtigen Weg, sagte Aktionärsschützer Hans-Martin Buhlmann. "Aber in der Öffentlichkeitsarbeit machen Sie alles falsch." Sie komme einem manchmal vor, "wie ein schlechter Film aus dem Kirch-Archiv".

"Medialer Gau"

DSW-Geschäftsführer Klaus Nieding sprach von einem "medialen Gau". Offenbar habe der Vorstand das Gespür für die Stimmung in Deutschland ein Stück weit verloren. Ein weiterer Kritikpunkt war die Entwicklung des Aktienkurses, den Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger als regelrecht "kümmerlich" bezeichnete.

Ackermann selbst zog eine positive Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres, in der die Bank einen Gewinn nach Steuern von 1,1 Milliarden Euro erzielte. Die Deutsche Bank habe ihre operative Stärke spürbar verbessert und sei "für die Zukunft gut aufgestellt", betonte er. Er schlug er die Ausschüttung einer Dividende von 1,70 Euro pro Aktie vor - 20 Cent mehr als im Vorjahr.

"Schwerer Interessenkonflikt"

Zu Beginn der Veranstaltung forderten mehrere Aktionäre - auch unter Verweis auf Breuers Auseinandersetzung mit dem Medienunternehmer Leo Kirch - die Abberufung Breuers als Versammlungsleiter, da sich dieser in einem "schweren Interessenkonflikt" befinde. Das Ansinnen wurde jedoch von mehr als 99 Prozent der anwesenden Aktionäre klar abgelehnt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.903433
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/AFP/dpa/AP
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.