Haspa:Bestellter Bonitätsnachweis

Die Sparkasse bescheinigte der Nordic Kontor GmbH, große Projekte realisiert zu haben. Das war für die Firma Gold wert.

Von Klaus Ott

Das zweiseitige Schreiben, das die Hamburger Sparkasse (Haspa) am 4. August 2011 der Nordic Kontor GmbH aus Schleswig-Holstein schickte, war Gold wert für die Mini-Immobilienfirma mit gerade mal 25 000 Euro Stammkapital. Die Haspa bestätigte der NK GmbH, mit deren Firmengruppe große Projekte in Deutschland, Luxemburg und Polen "realisiert" zu haben. Bürohäuser, eine Logistikimmobilie, Einkaufszentren sowie ein Gefängnis bei Rostock, das an das Land Mecklenburg-Vorpommern vermietet sei. Teilweise sei es um Objekte von mehr als 100 Millionen Euro gegangen, alles "stets professionell".

Mit diesem Brief gelang es der NK, mächtig Eindruck zu machen beim kirchennahen Sozialkonzern Augustinum in München, der nach und nach zahlreiche Seniorenstifte an die Nordic Kontor verkaufte und sogleich zurückmietete. Der Haken an der Sache: Die NK war gar nicht Teil jener Firmengruppe gewesen, die diese Großprojekte verwirklicht hatte. Der Haspa-Brief kam vergangene Woche beim Oberlandesgericht (OLG) München zur Sprache, bei dem das Augustinum gegen NK vorgeht und sich verloren gegangene Millionenbeträge zurückholen will. Die Anwälte des Sozialkonzerns warfen der Nordic Kontor vor, das "stolze Schreiben" der Haspa sei eine "Täuschung" gewesen. Das OLG befand, die NK habe sich einen falschen "Bonitätsmantel" umgehängt.

Die Hamburger Sparkasse gehört zu den führenden regionalen Kreditinstituten im Lande, sie gilt als besonders seriös. Wie ausgerechnet sie sich zu so einem Brief verleiten ließ, erzählte dessen Verfasser später der Münchner Kriminalpolizei, die in dem Stifte-Krimi ermittelt. Der damalige Sparkassen-Angestellte sagte als Zeuge sinngemäß aus, es habe sich um ein Gefälligkeitsschreiben für die Nordic Kontor gehandelt. Einer der NK-Betreiber habe den Brief "vorformuliert". Der frühere Haspa-Mann räumte ein, er habe die Angaben des NK-Betreibers nicht überprüft. So ein Schreiben sei nichts Ungewöhnliches.

Es war zumindest kein einmaliger Vorgang. Am 1. Februar 2012 bescheinigte die Haspa dem damaligen Augustinum-Aufsichtsratschef Artur Maccari die "einwandfreie Bonität" der NK. Die Firma verfüge über "nennenswerte Guthaben in unserem Haus". Das war kein Wunder. Der Sozialkonzern hatte der NK vorher schon hohe Millionenbeträge geliehen für den Kauf der Stifte und das Geld unter anderem auf Haspa-Konten der Nordic Kontor überwiesen. Die nennenswerten Guthaben, die das Augustinum von der Haspa genannt bekam, beruhten also wohl auf eigenen Mitteln des Sozialkonzerns.

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