Hartz IV:Von wegen Hängematte

Nicht an mangelnder Einsatzbereitschaft scheitert die Arbeitssuche vieler Hartz-IV-Empfänger, sondern an der schlechten Betreuung in den Jobcentern. Das sagt zumindest eine Studie.

Langzeitarbeitslose nutzen nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern Hartz IV keineswegs als soziale Hängematte, sondern bemühen sich aktiv um Arbeit. Allerdings bleibe ihre Suche nach einer festen, dauerhaften Stelle häufig erfolglos. Auch Ein-Euro-Jobs, Minijobs oder Leiharbeit verbesserten oft nur kurzfristig die Lage der Jobsucher, heißt es in einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Das in der Öffentlichkeit vorhandene Bild des "passiven Transferleistungsempfängers, der ein Leben im Hilfebezug für erstrebenswert hält", sei auf jeden Fall falsch, sagten die Autoren der Studie, Andreas Hirseland und Philipp Ramos Lobato.

Neben fehlenden Arbeitsplätzen für Hartz-IV-Empfänger erweise sich auch die persönliche Situation der Betroffenen oft als Hindernis bei der Stellensuche. Manche seien nicht ausreichend qualifiziert, andere hätten persönliche oder gesundheitliche Probleme, die ihre Chancen bei der Stellensuche verringern; bei anderen sei beides der Fall.

Mängel bei der Betreuung

Dabei gingen standardisierte Hilfs- und Fortbildungsangebote oft genauso ins Leere wie Sanktionen, betonte das Wissenschaftler-Duo. Erforderlich sei stattdessen eine "pädagogisch ausgerichtete Unterstützung". Die beruflichen Fortbildungsangebote müssten stärker für den Einzelfall maßgeschneidert sein, raten die Wissenschaftler.

Zugleich erneuern die Arbeitsmarktforscher des Forschungszentrums der Bundesanstalt für Arbeit die frühere Kritik des IAB an der Arbeit der knapp 400 deutschen Jobcenter. Die jährlich wiederholten Intensivgespräche mit Hartz-IV-Betroffenen hätten erneut Mängel bei Betreuung, Beratung und Vermittlung von Hilfebedürftigen offenbart, heißt es in der Studie.

"Nach unserer Erkenntnis würde eine konsequent, fallbezogene Ausrichtung der Hilfegewährung (...) eine stärkere Professionalisierung der Betreuung erfordern", schreiben Hirseland und Ramos Lobato. Dadurch, dass die Jobcenter-Mitarbeiter häufig alle Hartz-IV-Empfänger über einen Kamm scherten, fühlten sich viele von ihnen "herabgewürdigt und in ihrem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl angegriffen".

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