Hartz-IV-Bezieher:Jobcenter kürzt Männern häufiger Hartz IV

Sie lassen Jobs sausen oder erscheinen nicht zu Terminen: Wenn die Jobcenter ALG-II-Empfänger bestrafen, trifft es weitaus häufiger Männer als Frauen, sagt eine neue Studie. Die Forscher schlagen dafür eine Reihe von Gründen vor.

Je häufiger Arbeitslose mit ihrem Jobcenter zu tun haben, desto häufiger werden sie bestraft. So liest sich das Ergebnis einer Studie über Hartz-IV-Empfänger und deren Wahrscheinlichkeit, Ärger mit den Beratern zu kriegen.

Das höchste Risiko, die Leistungen gekürzt zu bekommen, hat demnach ein Mann, jünger als 25, mit niedrigem Bildungsabschluss aus den alten Bundesländern. Herausgefunden haben das zwei Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die Forscher führen ihr Ergebnis darauf zurück, dass es im Westen Deutschlands mehr Arbeitsplätze gibt - also auch mehr Möglichkeiten für die ALG-II-Bezieher, Angebote abzulehnen. Bei jungen Menschen bemühen sich die Berater in den Jobcentern mehr, bei Älteren geben sich die Sachbearbeiter weniger Mühe. Bei den Jüngeren erwarten sich die Jobcenter offenbar eher eine Wirkung von der Bezugskürzung als bei Älteren. Auch ein hoher Schulabschluss ist "mit einer sehr geringen Sanktionswahrscheinlichkeit verbunden", zeigen die Autoren der Studie.

Vor allem aber bekommen Frauen deutlich seltener Sanktionen als Männer, nur etwa halb so oft. Das sei in allen untersuchten Personengruppen so, also auch trotz Unterschieden bei Altersklasse, Familienstand, Bildung und Herkunft. Die IAB-Forscher führen das zum Teil darauf zurück, dass Hartz-IV-Bezieherinnen mit Kindern unter drei Jahren nicht für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen müssen. Doch würden grundsätzlich Frauen mit Kindern, wenn sie zum Beispiel eine zumutbare Arbeit ablehnen, fast nie von den Jobcentern sanktioniert. In Familien, in denen beide Elternteile arbeitslos sind, konzentrierten sich die Vermittlungsbemühungen der Jobcenter außerdem häufig auf den Mann. Doch auch alleinstehenden und kinderlosen Frauen würden die Leistungen deutlich seltener gekürzt als Männern.

Um die Ursachen zu klären, bestehe noch "ein großer Forschungsbedarf", sagten die Autoren der Studie. Doch stellten erst kürzlich Kollegen von ihnen in einer anderen IAB-Studie fest, dass alleinerziehende Frauen, die Hartz-IV beziehen, zu vielen Kompromissen bei der Job-Suche bereit sind. Demnach sind drei von vier alleinerziehenden Hartz-IV-Empfängerinnen bereit, unterhalb ihres fachlichen Könnens zu arbeiten und belastende Arbeitsbedingungen zu akzeptieren. Die Hälfte von ihnen würde auch ein geringes Einkommen hinnehmen.

Hartz-IV-Empfängern, die etwa Job-Angebote ausschlagen, nicht zu Terminen erscheinen oder keine Bewerbungen schreiben, werden häufig die Leistungen gekürzt. Zwischen 30 und 100 Prozent weniger Geld bekommen Hartz-IV-Empfänger drei Monate lang, wenn sie sich aus Sicht des Jobcenters nicht genügend bemühen, eine Arbeit zu finden.

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