Harte Auflagen gegen Finanzkrise:Zypern soll Gold für 400 Millionen Euro verkaufen

Cypriot Banks to Open for First Time in 2 Weeks

Goldhändler in Zyperns Hauptstadt Nikosia

(Foto: Bloomberg)

13 Milliarden Euro muss Zypern auftreiben - ein Teil davon soll aus den Goldreserven des Landes kommen. Die Geldgeber haben eine endgültige Vereinbarung mit dem Land formuliert, in der sie einen brutalen Wirtschaftseinbruch auf der Insel vorhersagen. Zyperns Finanzminister spricht von "Schocktherapie von enormen Dimensionen" .

Zypern soll sich von einem Teil seines Goldes trennen. Der Euro-Staat, dessen marode Banken ihn an den Rand des Kollapses geführt haben, soll Gold im Wert von 400 Millionen Euro verkaufen, meldet Reuters. Die Nachrichtenagentur beruft sich dabei auf den Text des Memorandums zwischen Geldgeber Troika und Zypern. Der Goldverkauf soll Teil einer endgültigen Einigung sein, allerdings haben die Euro-Finanzminister das letzte Wort.

Laut dem World Gold Council, dem Verband der globalen Goldindustrie, besitzt Zypern Goldreserven von 13,9 Tonnen. Zu aktuellen Preisen entspräche ein Wert von 400 Millionen Euro mehr als 10 Tonnen des Metalls. Die zyprische Vereinbarung markiert den ersten größeren Goldverkauf eines Eurozonen-Staates seit Frankreich 2009 etwa 17,4 Tonnen des Edelmetalls abgestoßen hatte. Nach Bekanntwerden des geplanten Verkaufs durch Zypern fiel der Goldpreis, der sich an diesem Mittwoch ohnehin schon abwärts bewegte, weiter.

Zypern benötigt insgesamt sechs Milliarden Euro mehr als erwartet. Für Hilfen in Höhe von zehn Milliarden Euro muss Zypern selbst 13 Milliarden Euro aufbringen. Dieses Geld braucht das Land für den Zeitraum vom zweiten Quartal 2013 und dem ersten Quartal 2016. Zudem sollen dem Dokument zufolge höhere Unternehmenssteuern und eine Abgabe auf Kapitalgewinne über einen Zeitraum von drei Jahren 600 Millionen Euro einbringen. Durch die Abwicklung der Laiki-Bank und die Einbeziehung von Einlagen bei der Bank of Cyprus dürften bis zu 10,6 Milliarden Euro zusammenkommen, hieß es weiter. . Das geschieht teilweise über die umstrittene Zwangsabgabe auf Bankeinlagen von mehr als 100.000 Euro auf Konten der beiden maroden Institute Laiki und Bank of Cyprus. Die Regierung muss aber auch selbst Geld auftreiben.

Zypern steht ein brutaler Wirtschaftseinbruch bevor: Kurzfristig werde das Programm zu einer Schrumpfung des zyprischen Bruttoinlandsproduktes von insgesamt 12,5 Prozent in den Jahren 2013 und 2014 führen, heißt es in einem der EU-Dokumente. 2015/2016 soll die zyprische Wirtschaft demnach wieder wachsen, so die optimistische Annahme der Autoren. Die Schuldenstandsquote soll vorübergehend bis 2015 auf eine Spitze von 126,3 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen und dann wieder absinken. Für 2013 ist eine Schuldenquote von 109 Prozent eingeplant. Das Budgetdefizit werde nach einer Spitze von 7,9 Prozent 2014 zwei Jahre später mit 2,5 Prozent wieder unter der kritischen Drei-Prozent-Marke liegen.

Zyperns neuer Finanzminister Charis Georgiadis kritisierte die Konditionen für das Rettungsprogramm und speziell die Zwangsabgabe auf große Guthaben bei den beiden größten Banken. Letzteres nannte er im Handelsblatt eine "Schocktherapie von enormen Dimensionen" aufgedrängt.

Zusätzlich zu den Einnahmensteigerungen geht es in dem Troika-Dokument um den eigentlichen Kreditvertrag mit Zinsen und Laufzeiten. Die Regierung in Nikosia hatte sich vor einigen Wochen nach zähem Ringen mit seinen internationalen Geldgebern auf die Milliarden-Hilfen verständigt.

Martin Kotthaus, Sprecher des Bundesfinanzministeriums, bestätigte in Berlin, dass die ausgehandelte Hilfsvereinbarung der Troika inzwischen vorliege. Zu Details wollte sich Kotthaus nicht äußern. Die Euro-Finanzminister wollen sich Ende dieser Woche in Dublin damit befassen. "Wenn dann noch offene Fragen sind, werden sie dort zu klären sein", sagte Kotthaus. Die finnische Finanzministerin Jutta Urpilainen sagte, dass die Vereinbarung noch nachverhandelt werden könnte: "Es ist gut zu wissen, dass einige Details am Freitag noch verändert werden könnten. "Der Bundestag könnte sich Kotthaus zufolge schon nächste Woche mit dem Programm beschäftigen.

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