Hans-Olaf Henkel:Der Euro-Sarrazin

Hans-Olaf Henkel sorgt für viel Aufregung, indem er eine Aufteilung der Euro-Zone in Nord- und Süd-Euro befürwortet. Doch der frühere BDI-Chef ist bekannt für seine Provokationen. Ein Überblick in Bildern.

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Bundespresseball 2010

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In diesen Tagen tourt Hans-Olaf Henkel (im Bild auf dem Bundespresseball mit seiner Frau Bettina, links, und deren Schwester Almut) mal wieder durchs Land. Sein neues Buch erscheint, und da ist es nicht verkehrt, parallel lautstark eine knackige These zu verbreiten. Sein Standardspruch: Weil der Euro nicht stabil sei, müsse die Euro-Zone geteilt werden, in einen Nord-Euro und einen Süd-Euro. Die nördliche Währungs-Hemisphäre sollte Länder umfassen, die sich der Stabilität und der Haushaltsdisziplin verpflichtet fühlen. Die Südländer könnten mit einem Euro leben, der mehr Inflation in Kauf nähme, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Beide Währungen könnten von der Europäischen Zentralbank parallel gesteuert werden. Die Antwort, wo die Nord-Süd-Grenze verlaufen solle, blieb Henkel schuldig - als "Euro-Sarrazin" fühlt er sich trotzdem.

Henkel, Merkel, 1997

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Es war allerdings nicht das erste Mal, dass Henkel mit Tiraden rund um das Thema Euro für Aufregung sorgte. Nachdem die Bundesregierung und Kanzlerin Angela Merkel (auf dem Bild zusammen mit Henkel auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1997) gemeinsam mit den anderen Staaten der Euro-Zone den Rettungsschirm für Griechenland ersonnen hatte, schimpfte Henkel, dies sei eine "Nacht-und-Nebelaktion" gewesen. Henkel warf der Koalition den Bruch von Verträgen und Abmachungen früherer Regierungen sowie massive Gesetzesverstöße vor und bezeichnete dieses Vorgehen sogar als "Putsch".

Festakt für Berthold Leibinger - Köhler

Quelle: dpa

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Damit einhergehend gab sich Henkel ein weiteres Mal als Provokateur. Denn der frühere IBM-Deutschlandchef hatte so seine Zweifel an der Version, dass der frühere Bundespräsident Horst Köhler wegen der Kritik an seinem Zitat zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zurückgetreten sei. Man habe einen Tag nach der besagten Reise nach Afghanistan "nichts angemerkt", sagte Henkel und schloss daraus ziemlich gewagt: Es müsse an anderen Dingen gelegen haben, dass Köhler hingeschmissen hat. Henkel vermutete, dass die wahren Gründe in Köhlers stillem Protest gegen den 147-Milliarden-Euro-Rettungsschirm gelegen hätten, den er im Eilverfahren als Notgesetz unterzeichnete und scheinbar mit seinem Gewissen nicht vereinbaren konnte.

Thilo Sarrazin

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Als der damalige Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin seine umstrittenen Thesen veröffentlichte, musste er viel Kritik einstecken - auf die Unterstützung von Hans-Olaf Henkel konnte er sich aber verlassen. "Mit Sicherheit ist er kein Rassist, wohl aber einer, der die Auswüchse des Islam thematisiert", urteilte Henkel. "Sarrazin zeichnete sich immer durch die gleichen Eigenschaften aus: Er orientiert sich akribisch an den Fakten und es bereitet ihm eine sadistisch anmutende Freude, Menschen mit unangenehmen Wahrheiten zu konfrontieren." Er teile nicht alle Einschätzungen, so Henkel, doch er frage sich ob des Echos schon, ob er denn in einem Land mit Meinungsfreiheit lebe.

Magazin: Ermittlungen bei Porsche groesser als bislang bekannt

Quelle: ddp

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Ganz Deutschland echauffierte sich im Sommer 2009 über den damaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, weil der a) einen tollkühnen Übernahmeversuch auf VW angedachte hatte und b) nach dem Scheitern dieses Versuchs seinen Vertrag mit dem Unternehmen auflöste, Porsche verließ und eine Abfindung von 50 Millionen Euro erhielt. Ganz Deutschland? Nein, Hans-Olaf Henkel verteidigte Wiedekings geplante Übernahmeaktion. "Wir bräuchten mehr Wiedekings", sagte er damals in einem Gespräch mit sueddeutsche.de.

Hans-Olaf Henkel, 1998

Quelle: AP

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Die Provokateursrolle nimmt Henkel ganz besonders gerne ein, seit er im Jahr 2001 sein Amt als BDI-Chef niederlegte. Doch schon vorher war er deutlich spaltender zu vernehmen als beispielsweise der heutige Verbandspräsident Hans-Peter Keitel. So trat Henkel zum Beispiel zu Jahresbeginn mit der These auf, die Unternehmen in Deutschland würden "zu wenig" verdienen - als es in Deutschland gerade fast 4,5 Millionen Arbeitslose gab.

© sueddeutsche.de/aum/mel
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