Hannover:Grüne wollen Reaktivierung von Bahnstrecken vorantreiben

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Schienen verlaufen auf einer alten Bahnstrecke. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa/archivbild)

Die Grünen haben von der SPD/CDU-Landesregierung mehr Einsatz für die Reaktivierung von Bahnstrecken sowie eine Unterstützung der Bemühungen der Landkreise...

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Hannover (dpa/lni) - Die Grünen haben von der SPD/CDU-Landesregierung mehr Einsatz für die Reaktivierung von Bahnstrecken sowie eine Unterstützung der Bemühungen der Landkreise verlangt. Niedersachsen dürfe jetzt nicht einfach auf die nötige Anpassung der Förderkriterien des Bundes verweisen und untätig bleiben, sagte der Grünen-Verkehrsexperte Detlev Schulz-Hendel am Mittwoch in Hannover. Bereits jetzt müssten für einen Neustart des Personenzugverkehrs geeignete Strecken untersucht werden, damit das Land nach einer Reform der Förderbedingungen unverzüglich mit der Reaktivierung beginnen könne. Als Vorbild nannte der Abgeordnete Baden-Württemberg, das bis Jahresende 32 Strecken für eine Bundesförderung zur Reaktivierung anmelden möchte.

Schulz-Hendel verwies auf den von der rot-grünen Vorgängerregierung bereits vorgenommenen mehrjährigen Auswahl- und Bewertungsprozess möglicher Strecken. Die aus zunächst 73 Verbindungen vor einigen Jahren ausgewählten 28 Strecken könnten nun erneut auf ihre Eignung für eine Reaktivierung untersucht werden. Aussichtsreich sei ein Neustart des Personenverkehrs auf Verbindungen, wo noch Schienen liegen und wenn es noch einen Güterverkehr gibt.

In diesem Fall lasse sich eine Sanierung der Gleise auch größtenteils über Zuschüsse finanzieren, sagte Hans-Christian Friedrichs vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Das Land müsse den Reaktivierungsprozess wieder aufnehmen und die Kommunen in ihren Vorhaben unterstützen. Für den Klimaschutz sei ein Neustart von Bahnstrecken sowohl im Personen- aber auch im Güterverkehr lohnenswert. Niedersachsen verfüge über viele in den Dornröschenschlaf versetzte Strecken, die auf eine Wiederbelebung warten.

Beispielhaft für eine mögliche Reaktivierung nannten die Grünen die Strecken Buchholz-Jesteburg-Maschen-Hamburg, Emden-Aurich, Lüneburg-Bleckede und Lüneburg-Soltau, die Strecke Stadthagen-Rinteln, die Verbindung Stade-Osterholz-Scharmbeck und die Strecke von Braunschweig nach Harvesse.

Schon seit Jahren setzen die Grünen sich für den Neustart aufgegebener Bahnlinien in Niedersachsen ein. Kürzlich machten sich auch die Regierungsfraktionen von SPD und CDU für eine Reaktivierung stark. Ein Antrag im Landtag von SPD und CDU im Landtag zielt darauf ab, dass der Bund seine Förderkriterien für das Reaktivieren von Bahnstrecken überarbeitet und Aspekte wie der Klimaschutz und die Erschließung des ländlichen Raums mehr Gewicht bekommen. Dafür setzt sich ohnehin bereits das niedersächsische Verkehrsministerium zusammen mit den Ministerien anderer Bundesländer ein.

Bislang wurde der Regionalverkehr in Niedersachsen lediglich auf zwei Verbindungen, der Linie nach Einbeck-Zentrum und Nordhorn und Neuenhaus, wieder aufgenommen. Ein Grund für das magere Ergebnis war vor allem, dass etliche grundsätzliche Kandidaten für eine Reaktivierung sich nach den bisherigen Bewertungskriterien als nicht förderfähig erwiesen.

Unabhängig davon wird derzeit überprüft, ob die 2019 reaktivierte Strecke Bad Bentheim-Neuenhaus weiter bis ins niederländische Coevorden mit Personenzügen befahren werden soll - das ist der Wunsch in der Region beiderseits der Grenze. Weitere Kandidaten, die bereits auf eine Reaktivierung geprüft werden, sind die Strecken von Lüneburg nach Soltau und Bleckede. Nach Coevorden und Soltau fahren gegenwärtig Güterzüge, nach Bleckede Museumsbahnen. Die laufenden Untersuchungen dort und zu anderen Strecken würden derzeit von den Kommunen finanziert, sagte Schulz-Hendel. Hier müsse das Land einspringen, um den Neustart der Strecken zu beschleunigen.

Um zu untermauern, dass sich der Neustart des Personenzugverkehrs auch im ländlichen Raum lohnt, verwies der Grünen-Verkehrsexperte auf die Fahrgastentwicklung auf der vor zwei Jahren reaktivierten Strecke Bad Bentheim-Neuenhaus. Prognostiziert worden seien werktäglich 1700 Reisende, inzwischen nutzen aber bereits 2500 Menschen am Tag den stündlich pendelnden Triebwagen. Erleichtert wurde der Neustart des Personenverkehrs hier dadurch, dass die Strecke weiterhin im Güterverkehr genutzt und gut in Stand gehalten wurde.

Schulz-Hendel regte außerdem an, auf einigen Strecken auch einen touristischen Verkehr zu prüfen, dort wo das Fahrgastpotenzial nicht für einen täglichen Verkehr für Berufspendler reicht. In anderen Bundesländern gibt es bereits eine Reihe von Strecken, die zu touristischen Zwecken an den Wochenenden im Sommer befahren werden, und zwar nicht von Museumszügen, sondern von regulären Bahnen.

© dpa-infocom, dpa:210714-99-379715/3

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