Haniel:Es tut weh

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Die Krise bei Metro und Media-Saturn trifft eine der reichsten Familien Deutschlands. Mit Mehrheitsbeteiligungen an Nischenanbietern wollen die Haniels ihr Vermögen wieder mehren. Ganz einfach ist auch das nicht.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

"Dieser Wert schmerzt uns sehr", gesteht Florian Funck. Der Finanzchef des Traditionsunternehmens Haniel musste im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Euro abschreiben. Denn der Handelskonzern Metro und die Media-Saturn-Mutter Ceconomy, an denen Haniel jeweils beteiligt ist, haben an der Börse kräftig an Wert verloren. Die Ketten leiden unter der Konkurrenz des Onlinehandels sowie ungünstigen Währungskursen. Da sei es Ausdruck kaufmännischer Vorsicht, sagt Funck, den Wert in der Haniel-Bilanz zu korrigieren.

Allerdings will sich das Familienunternehmen von seinen Metro-Aktien trennen. Gut sieben Prozent hat Haniel bereits an ein Konsortium um den tschechischen Investor Daniel Křetínský verkauft. Und der Unternehmer hat eine Option verlängert, auch die restlichen gut 15 Prozent der Metro-Anteile, die Haniel noch gehören, zu übernehmen. "Wir gehen weiter davon aus, dass das insgesamt eine erfolgreiche Transaktion wird", sagt Haniel-Chef Stephan Gemkow: "Uns liegen keine Hinweise vor, die dem entgegenstehen würden."

Die Haniels sind seit Jahrzehnten eine der reichsten Familien Deutschlands. Groß wurden sie einst mit Metallhandel und Kohlezechen, Rheinschiffen und Tankstellen. In der Nachkriegszeit setzten sie auf Handelskonzerne wie Metro oder Celesio. Nun sollen Mehrheitsbeteiligungen an Nischenherstellern das Vermögen der gut 700 Familienmitglieder mehren.

Das meiste Geld hat Haniel im vergangenen Jahr mit der Firma CWS verdient, die Arbeitskleidung und Toilettenzubehör wäscht und vermietet. Auch der Versandhändler Takkt steigerte den Umsatz. Zurückgegangen sind derweil die Gewinne des Edelstahl-Recyclers ELG und der Firma Bekaert-Deslee, die Matratzenbezüge herstellt.

Eigentlich wollen die Duisburger an bis zu zehn Firmen beteiligt sein. Nach der Übernahme der Maschinenbauer Optimar und Rovema Ende 2017 konnten sie im vergangenen Jahr aber keinen weiteren Zukauf verkünden. Zu hoch erschienen ihnen etwa die Bewertungen in Nullzinszeiten. Der Wettbewerb um neue Unternehmen werde "immer härter ausgetragen", schreibt Gemkow im Geschäftsbericht. Der frühere Lufthansa-Manager übergibt den Chefposten in diesem Sommer an seinen Vorstandskollegen Thomas Schmidt.

Insgesamt hat die Firmengruppe ihren Umsatz im vergangenen Jahr auf mehr als 4,6 Milliarden Euro gesteigert. Sie will auch in diesem Jahr 60 Millionen Euro Dividende an die Gesellschafter aus dem Familienkreis ausschütten. Wegen der beiden Abschreibungen steht unter dem Strich dennoch ein Verlust von knapp 850 Millionen Euro.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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