Handy-Verträge:Warum den LTE-Turbo kaum jemand braucht

Smartphonenutzung in der S-Bahn

Es ist ziemlich egal, wie rasant ein LTE-Tarif daherkommt. Wichtig ist allein, dass es LTE ist. LTE bringt einen stabileren Handyempfang beim Surfen und eine bessere Sprachqualität fürs Telefonieren.

(Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Telekom und Co werben mit aberwitzigen LTE-Geschwindigkeiten für teure Verträge: Schneller als Zuhause soll das neue mobile Internet sein. Doch Kunden haben so gut wie nichts davon.

Von Arne Düsterhöft, Finanztip

"Jetzt kann mit 500 Mbit/s gesurft werden" - so schnell kann LTE sein, wirbt Vodafone. Auch die Telekom ("bis zu 300 Mbit/s") und Telefónica ("225 Mbit/s") preisen Traumwerte an. Glaubt man diesen Versprechen, wären Smartphone-Kunden mobil zehn bis zwanzig Mal schneller im Internet unterwegs als mit einem typischen DSL-Anschluss zu Hause. Und der ist auch schon flott.

Doch der Geschwindigkeitsrausch der Anbieter zeigt eher das, was technisch möglich ist, als das, was auf dem Handy im Alltag ankommt. Und überhaupt: Was nützt das schöne Tempo, wenn damit ein Datenvolumen von zum Beispiel zwei Gigabyte in einer halben Minute aufgebraucht wäre? Das Datenvolumen der Internet Flatrates ist es, was das Surfvergnügen beschränkt, nicht das Tempo.

Es ist also ziemlich egal, wie rasant ein LTE-Tarif daherkommt. Wichtig ist allein, dass es LTE ist. LTE bringt ein zusätzliches, modernes Netz und damit einen stabileren Handyempfang beim Surfen und eine bessere Sprachqualität fürs Telefonieren. Noch immer ist LTE-Empfang auf dem Smartphone keine Selbstverständlichkeit: 65 Millionen Sim-Karten werden derzeit zum Surfen benutzt. Gut 20 Millionen davon sind immer noch ohne LTE. Für diese Mobilfunkkunden lohnt es sich durchaus, zu einem LTE-Tarif zu wechseln.

Auch ein geringeres LTE-Tempo genügt, um ruckelfrei zu surfen

Die gute Nachricht dabei: LTE gibt es auch vom Discounter. Lange war das nur im Netz von Telefónica (O2) so - seit kurzem bieten Discounter auch LTE-Tarife im Netz von Telekom und Vodafone an - auch wenn die Anbieter in diesen D-Netzen zum Teil nicht offen kommunizieren, dass es sich um LTE-Tarife handelt.

Die Netzbetreiber selbst heben sich von den Discountern nur noch dadurch ab, dass sie sich ein noch höheres maximales LTE-Tempo vorbehalten: Die Discounter sind oft auf 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) beschränkt. Praktisch ist dieser Unterschied meist nicht relevant: Im Alltag bleiben sowohl Netzbetreiber als auch Discounter fast immer unter den 50 Mbit/s Highspeed.

Doch auch ein geringeres LTE-Tempo genügt, um ruckelfrei zu surfen, Musik online zu hören - und auch um Filme zu streamen. Ein Film auf dem Smartphone braucht etwa drei bis vier Mbit/s, um stabil zu laufen. Auf keinen Fall sollten Verbraucher sich daher von der Hotline mit dem Tempo-Argument in einen neuen vermeintlichen Turbo-LTE-Vertrag locken lassen.

Solange ein Netzbetreiber keine Vorrangregel für Premiumkunden einführt, merken Discounter-Kunden in der Praxis kaum einen Unterschied zu den Markentarifen. Nach Recherchen von Finanztip, behandeln Telefónica und Telekom die Tarife von Discountern gleichberechtigt. Vodafone hält sich zwar bedeckt, ob er Discount-Tarife künstlich benachteiligt. Doch bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass es so sein könnte.

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