Süddeutsche Zeitung

Handwerk:Koalition will Meisterpflicht für Fliesenleger wieder einführen

Nach 15 Jahren soll für insgesamt zwölf Handwerksberufe wieder die Meisterpflicht gelten. Damit wollen die Regierungsfraktionen die Qualität sichern.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Es sind zwar noch 105 Tage bis Heiligabend, für das deutsche Handwerk aber war schon am Montag Weihnachten. Ein bisschen jedenfalls, denn die Union und SPD haben sich darauf geeinigt, ein Lieblingsprojekt der organisierten Handwerkerschaft in die Tat umzusetzen: die Wiedereinführung der Meisterpflicht in einer ganzen Reihe von Handwerksberufen, die vor 15 Jahren liberalisiert wurden. "Wir werden bei einigen Handwerksberufen die Meisterpflicht wieder einführen", teilten Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann (CDU) und der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Sören Bartol mit.

Damit werde ein wichtiges Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Darin heißt es: "Wir werden den Meisterbrief erhalten und verteidigen." Und: "Wir werden prüfen, wie wir ihn für einzelne Berufsbilder EU-konform einführen können." Nun ist es offenbar so weit. Für zwölf Handwerksberufe soll, geht es nach den Fachpolitikern und ihren Mitstreitern, die Meisterpflicht wiedereingeführt werden.

Der quantitativ bedeutsamste unter den Berufen ist der "Fliesen-, Platten- und Mosaikleger"; aber auch der "Parkettleger" steht auf der Liste, der "Drechsler und Holzspielzeugmacher", "Raumausstatter" oder "Orgel- und Harmoniumbauer". In diesem Berufen soll der Meisterbrief wieder Voraussetzung werden, einen Betrieb selbständig führen zu dürfen. Sie wollten nun Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bitten, "zügig einen Gesetzentwurf auf den Weg zu bringen", teilten Linnemann und Bartol mit. In Kraft treten solle die Änderung Anfang 2020.

Die Freude beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) war naturgemäß groß. Verbandspräsident Hans Peter Wollseifer nannte das Vorhaben "ein starkes Signal für Qualität und Qualifikation im Handwerk". Der ZDH hatte nie wirklich seinen Frieden gemacht mit der vor 15 Jahren in Kraft getretenen Liberalisierung der Handwerksberufe. Damals war die Meisterpflicht für 53 von 94 Handwerksberufen abgeschafft worden. Das Ergebnis war ein rasanter Anstieg der Selbständigen in den zulassungsfreien Berufen. Das Handwerk aber verwies darauf, dass in diesen oft kleinen Betrieben deutlich weniger ausgebildet werde als in den Meisterberufen.

"Wir sind davon überzeugt, dass der Meisterbrief im deutschen Handwerk die beste Garantie für Qualitätsarbeit, Verbraucherschutz, Leistungsfähigkeit und Innovationskraft liefert", begründeten Linnemann und Bartol nun ihren Vorstoß. Die Meisterpflicht trage zudem durch die Ausbildung zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses bei. An diesem Dienstag soll sich eine Arbeitsgruppe der Fraktionen mit dem Vorschlag befassen. Die Zustimmung aber dürfte ziemlich sicher sein. Gelten soll die neue alte Meisterpflicht allerdings nur für neu gegründete Betriebe; alle anderen genießen dem Vorschlag zufolge Bestandsschutz.

Um diese zwölf Berufe geht es:

  • Fliesen-, Platten- und Mosaikleger
  • Betonstein- und Terrazzohersteller
  • Estrichleger
  • Behälter- und Apparatebauer
  • Parkettleger
  • Rollladen- und Sonnenschutztechniker
  • Drechsler und Holzspielzeugmacher
  • Böttcher
  • Glasveredler
  • Schilder- und Lichtreklamehersteller
  • Raumausstatter
  • Orgel- und Harmoniumbauer

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