Die Delegation, die am Mittwochvormittag den US-Botschafter Richard Grenell an dessen Dienstsitz am Brandenburger Tor traf, war klein, aber exklusiv. Ihre Mission: Das Ruder im Kampf um höhere Zölle in letzter Minute herumzureißen. Und tatsächlich scheint etwas in Bewegung gekommen zu sein. Der Präsident des Automobilverbands VDA, Bernhard Mattes, die Chefs von Volkswagen, BMW, Daimler sowie dem Zulieferer Continental konnten ihre Ideen zu einem freien Handel nochmals darlegen - und trafen vor allem bei einem Lösungsansatz auf Verständnis: Die USA sollen nun bereit sein, von Autozöllen komplett abzusehen, sofern die Europäische Union genauso agiert. Gar keine Beschränkungen für den Handel, das ist schon seit Jahren die Idee der deutschen Autoindustrie.
Die EU veranschlagt auf US-Autos aus den USA derzeit einen zehnprozentigen Zoll; die USA dagegen legen für EU-Autos nur 2,5 Prozent drauf. Bei anderen Waren ist das Verhältnis umgekehrt.
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Die Bosse hatten Grenell am 6. Juni zu einer VDA-Vorstandssitzung geladen und für null Prozent auf beiden Seiten des Atlantik geworben. Grenell habe damals intensiv zugehört, heißt es, er habe sich gar als Autofan gezeigt. Danach reiste er in die USA zu Gesprächen mit der US-Regierung und kehrte nun eben zurück mit eher positiven Botschaften für die Industrie, deren Bosse er eingeladen hatte an diesem Mittwoch. Auch über die "Lokalisierung" von Fahrzeugen diskutierte man, also den Anteil von US-Zulieferteilen bei deutschen Autos, die in den USA verkauft werden.
Von einer "Entwarnung" könne noch keine Rede sein
"Man nimmt unsere Ideen durchaus auf", hieß es jedenfalls am Nachmittag aus Teilnehmerkreisen. Allerdings könne auch nach diesem Gespräch mit dem Vertrauten von US-Präsident Donald Trump von einer "Entwarnung" noch keine Rede sein - anders als manche das am Mittwochabend interpretierten.
Ein wichtiger Punkt: Um Zölle abzuschaffen, müssen vor allem die Autonationen Frankreich und Italien mitspielen, denn so etwas geht nur im EU-Verbund, das weiß offenbar auch Grenell, der darüber auch mit der Kommission in Brüssel reden will. Und die deutschen Wirtschaftsvertreter legen auch Wert darauf, dass all das im Rahmen der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) geschieht.
Trump hat bereits Strafzölle auf Stahl und Aluminium verhängt; in einem nächsten Schritt könnte es die europäische Autoindustrie - und hier vor allem die deutsche - treffen. Von 20 oder 25 Prozent Zoll ist die Rede. Trumps Handelsminister Wilbur Ross will in den kommenden Wochen eine Prüfung abschließen, die zeigen soll, ob Autoimporte die Sicherheit der USA bedrohen könnten. Mit dem Argument könnte Trump selbständig Schutzzölle erheben.