Handelsriese Metro:Blau-gelbe Zukunft

Metro hat so viel verdient wie nie zuvor, aber Vorstandschef Eckhard Cordes hat eine Vielzahl ungelöster Probleme und will im Ausland wachsen.

Stefan Weber

Blau und gelb statt rot. Als der Metro-Konzern vor einem Jahr seine Hausfarben wechselte, war das auch ein Fingerzeig, in welche Richtung Deutschlands größtes Handelsunternehmen gehen möchte. Denn blau und gelb sind die Farben der Cash & Carry-Märkte - jene Großhandelsmärkte mit Selbstbedienung, die Metro groß gemacht haben und immer noch knapp die Hälfte zu Umsatz und Gewinn beitragen. Auf dieses Konzept, so der Plan, wollte sich der Konzern mittelfristig wieder konzentrieren. Die übrigen Aktivitäten sollten entweder verkauft werden (Kaufhof, Real) oder möglicherweise an die Börse gebracht werden, wie Media Saturn.

Vorschau: Metro veroeffentlicht Jahresergebnis

Der Handelsriese Metro hat 2010 den zweithöchsten Gewinn seiner Geschichte erzielt.

(Foto: dapd)

Heute, zwölf Monate später, sieht es nicht mehr so aus, als würde diese Strategie bald Wirklichkeit. Die Selbstbedienungs-Warenhäuser von Real, laut Konzernchef Eckhard Cordes einst ein "klarer Verkaufskandidat", haben sich zu einem stabilen Ertragsbringer gewandelt. Mit einer Umsatzrendite von 1,1 Prozent haben sie 2010 zwar noch nicht ihre Kapitalkosten verdient. "Aber der Trend stimmt. Real nimmt Kurs auf die Marke von zwei Prozent und ist auf dem Weg in die erste Liga der SB-Warenhausunternehmen in Europa", sagte Cordes am Dienstag bei der Vorlage der Bilanz. Mit dieser Perspektive könne die Kette durchaus weiter im Metro-Verbund verbleiben. Es gebe allerdings nach wie vor auch andere Optionen, so der Konzernchef. Zum Beispiel eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen oder doch ein Verkauf. Branchenkenner schätzen jedoch, dass es erhebliche kartellrechtliche Probleme bereiten könnte, die deutschen Märkte im Paket an einen Konkurrenten zu veräußern.

Kaufhof hatte Cordes bereits vor drei Jahren zum Verkauf angeboten. Weniger, weil die Warenhauskette schlecht verdiente, sondern vielmehr, weil sie als vornehmlich national agierendes Unternehmen keinen Beitrag zur angestrebten Internationalisierung des Konzerns leistete. Die favorisierte Lösung des Metro-Managements - ein Bündnis mit Karstadt - wird allerdings, wenn überhaupt, nicht so rasch umzusetzen sein. Und es hat sich auch sonst bisher niemand gemeldet, der den angepeilten Preis von zwei bis drei Milliarden Euro zu zahlen bereit wäre. Cordes kann dies inzwischen gelassen sehen, denn Kaufhof hat 2010 im sechsten Jahr hintereinander das Ergebnis verbessert und war mit einer Umsatzrendite von 3,9 Prozent die am besten verdienende Vertriebslinie des Konzerns. Ein Freibrief für den Verbleib unter dem Metro-Dach ist das jedoch nicht. "Der Konzern soll internationaler werden. Dazu kann Kaufhof keinen Beitrag leisten, selbst wenn die Rendite sieben Prozent beträgt", betonte Cordes. Aufgrund der guten Ergebnisentwicklung habe Metro aber keinen Druck, eine Entscheidung über die Zukunft der Warenhauskette zu treffen.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Handelskonzern, einer der größten der Welt, 61 Prozent seines Umsatzes außerhalb von Deutschland. Die Gewichte dürften sich bald weiter verschieben. Der Etat für die Expansion vor allem nach Asien und Osteuropa wird aufgestockt. Cash & Carry in Indonesien und Media Saturn in Norwegen stehen kurz davor.

Das bessere Ergebnis von Metro im vergangenen Jahr ist auch auf das 2009 gestartete Spar- und Umbauprogramm zurückzuführen. Die Vorgabe lautet, dass die Handelsgruppe von 2012 an in jedem Jahr 1,5 Milliarden Euro mehr verdienen soll als 2008. Per Ende Dezember lag dieser Wert erst bei 527 Millionen Euro. Kein Wunder, dass Fußball-Fan Cordes gebremst zuversichtlich ist: "Zur Halbzeit liegen wir in Führung. Aber das war Bayern München gegen Inter Mailand auch und hat doch noch verloren." Dabei hat Metro nie besser verdient als 2010. Das Betriebsergebnis betrug 2,415 Milliarden Euro. Aber Cordes hat zu kämpfen: Bei Media Markt und Saturn gibt es Ärger mit den beiden Altgesellschaftern. Der Aufbau des Online-Geschäfts geht nicht so schnell wie erwartet. Die Elektronikketten sind zu Sorgenkindern der Metro geworden, denn das Wachstum ist zumindest in Deutschland nicht mehr so stürmisch, das Weihnachtsgeschäft lief nicht gut, auch musste sich die Kette aus Frankreich zurückziehen.

An der Börse kam das alles nicht gut an. Die Konzern-Prognose - vier Prozent mehr Umsatz und zehn Prozent mehr Ergebnis - ist nun massiv vom Fortgang der Katastrophe in Japan und den Auseinandersetzungen in Libyen abhängig.

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