Handelspolitik:Zoll auf Airbus-Flugzeuge

Der Subventionsstreit zwischen den USA und der EU spitzt sich zu. Nun hoffen die Europäer, dass die WTO auch Hilfen für Boeing für unrechtmäßig erklärt. Aber hilft das der Branche in diesen schwierigen Zeiten?

Von jens flottau, Frankfurt

Am Donnerstag versuchte Airbus-Chef Guillaume Faury noch, die französischen Wein- und Käsehändler zu beruhigen. Es helfe nicht, sich im Subventionsstreit mit den USA gegeneinander ausspielen zu lassen. Kompensationen für die 25 Prozent Einfuhrzölle, die die Feinkostspezialisten derzeit in den USA ertragen müssen, will Airbus nicht zahlen. Obwohl der Streit auf Staatshilfen für Airbus zurückgeht, den die Welthandelsorganisation WTO für unzulässig erklärt hat.

Am Freitag haben die USA die nächste Eskalationsstufe beschlossen und werden künftig auf alle Airbus-Flugzeuge, die in das Land importiert werden, einen Zoll von 15 Prozent erheben. Bisher waren es zehn Prozent. Käse, Wein und andere Konsumgüter bleiben bei 25 Prozent. Sehnsüchtig warten die Europäer nun auf den Frühsommer, wenn die WTO vermutlich auch Hilfen für Boeing für nicht rechtens erklärt und dann der EU ermöglicht, Zölle auf Boeing-Jets zu erheben. Wenn die WTO ausreichend drastische Strafabgaben zulässt, könnten sich die beiden Seiten, so die Hoffnung, bei Verhandlungen einigen.

Die Zölle erschweren Airbus den Verkauf von Flugzeugen in die USA. Airbus will nun möglichst schnell die Produktion im Werk Mobile/Alabama ausweiten, denn die Maschinen aus lokaler Produktion sind (noch) nicht betroffen. Das hilft aber nur bei den Baureihen A320neo und A220, die Großraumjets A330 und A350 werden nur in Europa montiert. Für Airbus sind dies äußerst unwillkommene Hürden, zumal die Nachfrage bei den Langstreckenmodellen seit Jahren schwächelt. Wenn überhaupt, dann haben zuletzt asiatische Fluggesellschaften noch Großraumjets abgenommen, doch die fliegen derzeit wegen des Coronavirus im Krisenmodus. Airbus hat deswegen beschlossen, die Produktion der A330 von 53 Maschinen im Jahr 2019 auf 40 im laufenden Jahr zu drosseln. Die A350 bleibt bei bis zu zehn Flugzeugen pro Monat. Auch Boeing reduziert die monatliche Rate für die 787 von 14 auf zehn. Manche Analysten glauben, dass selbst das bald zu viel sein könnte, falls die chinesischen Fluggesellschaften nicht bald nachbestellen.

Von einem Sparkurs ist im Zivilgeschäft bei Airbus allerdings noch nicht die Rede, zumal die Produktion bei den Kurz- und Mittelstreckenmaschinen der Baureihe A320neo von derzeit etwa 60 Jets pro Monat auf 67 erweitert werden soll. Auch bei der A220 ist noch Luft nach oben.

Hingegen sind die Pläne für einen Stellenabbau in der Sparte Verteidigung und Raumfahrt sehr konkret. "Wir gehen in Kürze in das erste Gespräch mit dem europäischen Betriebsrat", so Dirk Hoke, Chef von Airbus Defense and Space in einem Reuters-Interview. Der Manager wollte sich nicht dazu äußern, wie viele Stellen der Konzern wo streichen will. Die Politik könne dies "natürlich sehr stark mitsteuern, wenn man Projekte nicht verzögert, sondern zügig freigibt". Das Militärgeschäft ist von den deutschen Rüstungsexportbeschränkungen etwa nach Saudi-Arabien betroffen. Zudem musste Airbus sich zuletzt eingestehen, dass die Annahmen für Exportaufträge beim Militärtransporter A400M zu optimistisch waren - 1,2 Milliarden Euro schrieb der Konzern deswegen ab. Airbus Defense and Space hat insgesamt 34 000 Mitarbeiter, davon 13 000 in Deutschland.

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