Handelskrieg:220 Prozent Strafzoll

Die US-Regierung will den kanadischen Flugzeugbauer Bombardier mit Strafzöllen belegen - wegen unfairer Subventionen. Das sorgt auch in Europa für Widerspruch.

Von Jan Schmidbauer

Die US-Regierung will den Import bestimmter kanadischer Flugzeuge mit Strafzöllen von bis zu 220 Prozent belegen. Das teilte Handelsminister Wilbur Ross am Dienstagabend mit. Die Vereinigten Staaten schätzten ihre Beziehungen zu Kanada, aber auch die engsten Verbündeten müssten nach gültigen Regeln spielen, sagte der Minister. Konkret geht es um Flugzeuge des kanadischen Herstellers Bombardier. Die US-Regierung wirft Kanada vor, den in Montreal ansässigen Konzern beim Verkauf seiner Flugzeuge der C-Serie unfair subventioniert zu haben. Hintergrund ist der Kauf von 75 Maschinen der C-Serie durch die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines im April 2016.

Die Entscheidung könnte auch Großbritannien betreffen, wo die Flügel der Mittelstreckenjets gefertigt werden. Die britische Premierministerin Theresa May sagte, sie sei "bitter enttäuscht" von dem US-Vorstoß. Sie fürchtet um Tausende Jobs in einem nordirischen Bombardier-Werk. Ein endgültiger Beschluss über den Strafzoll ist zwar nicht vor Beginn des kommenden Jahres zu erwarten - die US-Handelsbehörde USITC müsste den Schritt noch genehmigen. Die Mitteilung der Trump-Regierung dürfte die Spannungen mit Kanada aber schon jetzt erhöhen. Trump hatte im Wahlkampf wiederholt versprochen, beim Handel härter gegen andere Staaten vorzugehen. Kanada kritisierte er wiederholt dafür, US-Produkte aus der Milchindustrie nicht auf dem eigenen Markt zuzulassen und die Holzindustrie zu subventionieren. Er drohte zudem damit, aus dem Freihandelsabkommen Nafta auszutreten, falls mit Kanada und Mexiko keine "bessere" Version ausgehandelt werde.

Mit der Ankündigung von Strafzöllen springt die US-Regierung auch dem heimischen Hersteller Boeing bei. Bombardiers Flugzeuge sind ein Konkurrenzprodukt zu den kleineren Versionen des Erfolgsmodells 737. Der US-Hersteller behauptet, Bombardier biete seine Flugzeuge in den USA unterhalb des Selbstkostenpreises an und unterwandere den fairen Wettbewerb. Im April strengte das Unternehmen daher die Untersuchung der US-Behörden an.

Kanada wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück. Außenministerin Chrystia Freeland sagte, ihr Land missbillige den Schritt der USA. Dieser sei eindeutig erfolgt, um die Mittelstreckenflugzeuge des Anbieters auf dem US-Markt loszuwerden. Hersteller Bombardier nannte die Entscheidung "absurd".

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