Handel:Online-Shopping in Europa soll einfacher und günstiger werden

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Viele ausländische Online-Shops leiten EU-Bürger auf teurere Seiten um, oder lassen sie gar nicht bestellen. Die Europäische Kommission will das jetzt ändern. (Foto: picture alliance / dpa)
  • Die EU-Kommission will die Bestellung von Waren in ausländischen Online-Shops erleichtern.
  • Auf Streaming-Plattformen wie Netflix will die Kommission zudem europäische Produktionen durch eine Quote stärken.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Mit dem Einkaufen im Internet ist es so eine Sache. Manchmal kann es eine große Freude sein, wenn man zum Beispiel eine lange gesuchte Schallplatte in einem britischen Online-Shop findet. Allerdings schlägt die Freude ganz schnell ins Gegenteil um, denn der Laden liefert leider nicht nach Deutschland; es sei denn man wäre bereit, so stellt es sich nach einem Verhandlungsmarathon am Telefon heraus, 31 Pfund für den Versand zu bezahlen. Ginge dann alles über einen Zwischenhändler in Berlin, dessen Webseite aber leider zurzeit ein kleines Update-Problem habe. Nein danke, dann lieber nicht.

Geoblocking nennt man dieses Phänomen. Für viele Bürger in der Europäischen Union ist es ein Ärgernis. Dabei machen es viele Händler ausländischen Kunden offensichtlich schwer, auf ihrer Internetseite etwas zu bestellen. Oder sie leiten einen automatisch an einen Vertriebspartner weiter, der weitaus höhere Preise aufruft als für inländische Kunden.

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Die Weiterleitung auf andere Webseiten soll verboten werden

Genau diese Beschränkungen will die Europäische Kommission nun verbieten. An diesem Mittwoch werden EU-Digitalkommissar Günther Oettinger und Kommissionsvizepräsident Andrus Ansip eine entsprechende Richtlinie vorlegen. Sie ist Teil einer Strategie zur Schaffung eines digitalen Binnenmarktes. Dem Entwurf zufolge soll es Händlern verboten werden, ausländische Kunden automatisch auf andere Webseiten weiterzuleiten. Damit wäre aus Verbrauchersicht schon mal viel gewonnen. Auf Streaming-Plattformen wie Netflix oder Amazon will die EU-Kommission zudem europäische Produktionen durch eine Mindestquote von 20 Prozent stärken.

Die Brüsseler Behörde rügt außerdem eine "künstliche Marktsegmentierung zum Schaden von Kunden". Die Preise für grenzüberschreitenden Online-Handel seien oft drei- bis fünfmal höher als die entsprechenden Inlandspreise. Diese hohen Abweichungen seien trotz größerer geografischer Entfernungen nicht gerechtfertigt. Gerade bei den Portokosten soll künftig mehr Transparenz herrschen. Die EU-Kommission will zwar keinen direkten Einfluss auf die Tarife nehmen, aber dafür eine Meldepflicht einführen.

Niemand soll gezwungen werden

Die Post-Unternehmen in der Europäischen Union sollen ihre Preise den nationalen Aufsichtsbehörden übermitteln. Diese wiederum sollen sich austauschen und besser zusammenarbeiten. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Firmen, die bislang nicht ins Ausland liefern, müssen das auch in Zukunft nicht tun. Niemand soll dazu gezwungen werden. Damit will die Kommission vor allem kleinere Online-Händler schützen, die kein Interesse an einem Versand ins EU-Ausland haben.

Kritik an dem Vorschlag kommt von Seiten der Post-Unternehmen, die nicht verstehen, warum das neue Vorhaben aus Brüssel nicht auch für Lieferdienste wie Fedex oder UPS gelten sollen, die sich vor allem an Geschäftskunden richten. Ansonsten gibt es ohnehin noch zwei Hürden, bis die Verordnung überhaupt in Kraft treten kann. So gut die Pläne der EU-Kommission auch in den Augen der meisten Verbraucher sein mögen, sie müssen noch von den EU-Mitgliedsstaaten und vom Europäischen Parlament beschlossen werden. Bis dahin wird so mancher Postchef oder Versandhändler nach Brüssel reisen, um das aus seiner Sicht Schlimmste zu verhindern.

© SZ vom 25.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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