Süddeutsche Zeitung

Handel:Mutti-Mode

Guido Maria Kretschmer ist der König des Fernsehnachmittags. Das will der Modehändler Otto nun nutzen, um sein angestaubtes Image loszuwerden.

Von Angelika Slavik

Guido Maria Kretschmer ist der König des Fernsehnachmittags, seit er in der Sendung "Shopping Queen" die modischen Anstrengungen der Kandidaten kommentiert und bewertet. Das brachte ihm Popularität auch bei Menschen, die sich sonst wohl weniger für ihn begeistert hätten: Kretschmer, 51, ist eigentlich Modedesigner mit einem Fokus auf finanzstarke Klientel. Weil das Potenzial seiner durchschnittlich verdienenden Anhänger aber nicht ungenützt bleiben soll, orientiert sich Kretschmer schon seit einiger Zeit in Richtung Massenmarkt - und verkauft nun eine Kollektion über den Hamburger Versandhandelskonzern Otto. Seine Begeisterung für bodenständigere Preise erklärt er mit familiärem Hintergrund: "Weil ich meine eigene Mutter kenne und weiß, was die sich kauft", sagt Kretschmer. Sein erster Ausflug in die Welt der Durchschnittspreise ist es nicht, schon 2013 entwarf Kretschmer eine Kollektion für die Online-Plattform Ebay. Mit Otto soll die Kooperation länger andauern, die Stücke sind für Preise zwischen 30 und 300 Euro zu haben. Für Otto ist das Engagement des populären Kretschmer ein weiterer Versuch, das leicht angestaubte Image der Kernmarke zu modernisieren. Wirtschaftlich lief es im vergangenen Jahr für die Handelsparte des Konzerns aber gut: Otto steigerte den Umsatz um sechs Prozent auf 2,72 Milliarden Euro. Davon stammt ein Drittel aus dem Online-Geschäft mit Möbeln und Wohnaccessoires, der Bereich wuchs um zehn Prozent. Gewinnzahlen gibt die Tochterfirma der Otto-Gruppe nicht bekannt. Großen Zuspruch finde das Testprojekt, Artikel nicht zu kaufen, sondern zu mieten. Eine Fortsetzung werde geprüft. Für Kretschmers Modekollektion gilt das Mietangebot allerdings nicht - schade eigentlich, die kostenbewusste Mutter wäre begeistert.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2017
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