Handel:Esstisch auf Zeit

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Sich festzulegen ist out, Besitz übrigens auch: Beim Hamburger Versandhändler Otto kann man nun nicht nur Fernseher und Waschmaschine mieten, sondern auch Möbel. Das kommt den Lebensumständen vor allem junger Menschen entgegen.

Von Angelika Slavik, Hamburg

Mit dem Besitz ist das ja so eine Sache. Mancher strebt danach, andere empfinden ihn als Belastung. Der Hamburger Versandhändler Otto bietet künftig die Möglichkeit an, Möbel für die eigene Wohnung nur auf Zeit zu buchen, statt sie zu kaufen. Künftig können Kunden Esstische, Stühle, Kommoden oder Betten für einen festgelegte Zeit mieten - möglich sind drei, sechs, zwölf oder 24 Monate. Nach Ablauf der Mietdauer holt das Unternehmen die Möbel wieder ab, bereitet sie auf und vermietet sie weiter. Das Angebot gilt nicht für das ganze Sortiment, sondern umfasst etwa 30 verschiedene Stücke in Einrichtungsstilen, die Otto als "Skandinavisch", "Industrial" und "Vintage" bezeichnet. Man wolle prüfen, ob der Trend zum Mieten auch bei Möbeln funktioniere, heißt es bei dem Konzern.

Tatsächlich bieten mehrere große Händler seit einiger Zeit an, Produkte nur auf Zeit zu erwerben, dazu gehören neben Otto auch Tchibo, Media Markt, Saturn oder Real. Besonders bei Elektronik- und Haushaltsgeräten wie Fernseher oder Waschmaschinen findet das Angebot bisher seine Zielgruppe, auch Kinderkleidung wird offenbar gern gemietet. Im Möbelsegment ist Otto nun aber der erste der großen Händler, der die Option zur Miete anbietet. Verbraucherschützer sehen den Trend aber nicht ohne Skepsis: Sie raten beim Abschluss eines Mietvertrags, unbedingt die Haftungsbedingungen genau zu prüfen. Eine Haftpflichtversicherung, die eventuell entstandene Schäden ersetzt, sei essenziell - vor allem bei der Miete von oft sehr teuren Elektronikgeräten. Zudem sollten die Geschäftsbedingungen (AGB) genau gelesen werden und auch geprüft werden, wer denn eigentlich der Vertragspartner bei dem Mietvertrag ist. Die großen Händler arbeiten bei der Vermietung oft mit Start-ups zusammen. Bei Otto heißt es Ottonow, die Firma gehört allerdings zur Unternehmensgruppe.

Ebenfalls zu empfehlen sei ein kritischer Preisvergleich: Je nach Nutzungsdauer könne die Vermietung mitunter teurer werden als der Kauf. Bei Otto wird etwa das Bett "Quadrato" für 500 Euro zum Kauf angeboten, wer über Ottonow mieten möchte, zahlt dafür laut Website zwischen 19 und 48 Euro pro Monat.

Den Trend zum Mieten erklären Branchenbeobachter mit den oft schnell wechselnden Lebensumständen vor allem junger Leute - und mancher schätzt vielleicht auch einfach nur die Abwechslung.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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