Hamburger Oper:Holt die Abrissbirne raus

Hamburger Oper: Geht es nach dem Milliardär Klaus-Michael Kühne, würde die alte Oper durch ein neues Haus in der Hafencity ersetzt.

Geht es nach dem Milliardär Klaus-Michael Kühne, würde die alte Oper durch ein neues Haus in der Hafencity ersetzt.

(Foto: Markus Scholz/dpa)

Der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne will die Hamburger Oper abreißen lassen und eine neue bauen. Die Stadt ist nicht begeistert. Aber geschenkt würde sie das neue Opernhaus schon nehmen.

Von Saskia Aleythe, Hamburg

Wäre Klaus-Michael Kühne passionierter Zugfahrer, würde man vielleicht über einen neuen Hauptbahnhof in Hamburg reden. Aber Kühne ist Kultur-Liebhaber und nun gefällt dem Logistik-König die Staatsoper in Hamburg nicht mehr.

"Asbestverseucht" sei die Spielstätte, die Akustik findet er laut Spiegel mangelhaft, das künstlerische Niveau sei nur Durchschnitt. Kühne, gebürtiger Hamburger mit Wohnsitz in der Schweiz, will deshalb am liebsten gleich eine neue Oper bauen und die alte abreißen lassen. Um dort ein Immobilienprojekt zu verwirklichen. "Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen" nennt er das. Denkmalschutz? 300 Jahre Historie? Das ist für ihn nur was für Nostalgiker.

Kühne blickt lieber nach vorne, er hat schon einiges in sogenannte Zukunftsprojekte investiert. Auch einen für seine Verhältnisse kleinen Teil in die Elbphilharmonie, die vom verlachten Millionenschlucker zum Prunkstück am Hafen wurde.

Kultur und Sport haben von Kühne schon stark profitiert, ihm gehören zudem 30 Prozent der Anteile der Reederei Hapag-Lloyd. Zusammen mit den Einnahmen aus dem Logistikgeschäft soll sich Kühnes Vermögen im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt haben, auf 33 Milliarden Euro. Und wer Geld hat, der kann kreativ werden.

Das gilt auch für René Benko, der nicht nur Eigentümer der Kaufhauskette Galeria ist, sondern auch Partner in Kühnes Plänen. Ihr Finanzierungskonzept soll 400 Millionen Euro für eine neue Oper vorsehen, die natürlich da stehen soll, wo sie am besten zu sehen ist: In der Hafencity, unweit der Elbphilharmonie und dem Elbtower, der zuletzt die hanseatischen Gemüter erhitzte. Dieser wird von Benkos Signa-Gruppe ab Jahresende gebaut und soll mit 245 Metern das größte Haus Hamburgs werden. Das ist ein bisschen viel Ehre für einen Büroturm und ein paar Hotelzimmer, finden manche.

Die Welt von Milliardären ist ohnehin eine eigene

Aber zurück zur Oper: Der Hamburger Senat hält von einem Mietkaufmodell wenig, sagte Sprecher Marcel Schweitzer der Deutschen Presse-Agentur. Aber ganz verschließen möchte man sich nicht: "Eine Schenkung durch Herrn Kühne beziehungsweise seine Stiftung nach dem Vorbild der Kopenhagener Oper wäre dagegen ein bemerkenswertes mäzenatisches Engagement." Für so ein Geschenk würde man schon prüfen, ob sich nicht ein Plätzchen in der Stadt finden ließe.

Von der alten Oper gehe keine Gefahr für Leib und Leben aus, heißt es aus der Kulturbehörde, das Problem Asbest werde in Sanierungsschritten bereits angegangen; sie soll auch im Falle eines Neubaus erhalten werden. Die Welt von Milliardären ist ohnehin eine eigene, die einen fliegen zum Mond, die anderen übernehmen Formel-1-Rennställe wie Kanadas Mode-Unternehmer Lawrence Stroll, der seinem Sohn Lance so eine Karriere im Cockpit erkaufte.

Was Kühne hingegen anfasst, ist fürs Volk gedacht; auch wenn viele Menschen mit seinem einstigen Lieblingsprojekt HSV zuletzt mehr Leid als Freude teilten. Auch bezahlbarer Wohnraum würde vermutlich mehr Hamburger begeistern als noch ein Veranstaltungshaus. Und einen Haken hat die Sache mit der Oper für Kühne persönlich: Die ersten Arien in seinem Opernhaus würde er vielleicht gar nicht mehr hören können, sagt er selber. Am Donnerstag wird er 85.

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