Hamad International Airport:Öl zu billig: Katar besteuert nun Flugzeugpassagiere

File photo of a Qatar Airways aircraft on a runway of the Eleftherios Venizelos International Airport in Athens

Kostet bald ein bisschen mehr: Passagiere starten mit Qatar Airways

(Foto: REUTERS)
  • Fliegen mit Qatar Airways wird teurer: Künftig müssen Passagiere 8,60 Euro extra zahlen, die über Doha fliegen.
  • Hintergrund ist der fallende Ölpreis. Dem Golfstaat fehlen deswegen die jahrelang sprudelnden Einnahmen.

Katar ist ein Steuerparadies. Die Einwohner zahlen keine Steuern, die heimischen Firmen auch nicht. Nur ausländische Konzerne, die bei der Erdöl-Gewinnung oder beim Immobilienbau mitverdienen wollen, müssen Steuern zahlen. Die Rate liegt aber immer noch weit unter dem europäischen Durchschnitt, bei nur zehn Prozent, berichtet die Unternehmensberatung PwC. Doch weil der Ölpreis im Vergleich zu Vorjahren abgestürzt ist, fehlen Katar nun Einnahmen. Für 2016 droht dem Land erstmals seit 15 Jahren ein Haushaltsdefizit von mehr als zwölf Milliarden Dollar.

Nun hat Katar eine neue Einnahmequelle: eine Passagiersteuer für internationale Fluggäste. Die Abgabe beträgt 35 Riyal, umgerechnet rund 8,60 Euro. Das verkündete der Hamad International Airport (HIA) in Doha, der Hauptstadt Katars. Der Betrag werde auf den Flugpreis aufgeschlagen und gelte für alle Tickets, die von Dienstag an ausgestellt werden, sowie für Reisen nach dem 1. Dezember.

Die Gebühr sei mit den Regelungen der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO vereinbar, mit denen die "Entwicklung" der weltweit führenden Flughäfen unterstützt werden solle, so der Flughafen in Doha. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres nutzten ihn fast neun Millionen Passagiere zur Durchreise. Er ist der Heimat-Flughafen von Qatar Airways. Die Fluglinie gehört mit Etihad und Emirates zu den drei großen Golf-Airlines. Sie hatte zuletzt 26,7 Millionen Passagiere im Jahr (PDF).

Katar ist abhängig von der internationalen Nachfrage nach Öl. Jahrelang lag der Preis für ein Fass bei mehr als 100 Dollar, mittlerweile ist er nur noch knapp halb so hoch. Deswegen sind die Einnahmen von Erdöl fördernden Staaten stark eingebrochen. Im Verhältnis zur jährlichen Wirtschaftsleistung lag der Haushaltsüberschuss im Jahr 2014 noch bei 13,7 Prozent, im Jahr 2015 nur noch bei 3,7 Prozent (PDF).

Der Staat möchte deswegen unabhängiger vom Öl werden und sich zu einer Wissensgesellschaft wandeln. Das Programm läuft unter dem Namen Qatar National Vision 2030 und sieht vor, dass Wirtschaftsbereiche gefördert werden, die nichts mit Erdöl zu tun haben. Auch andere Golfstaaten versuchen, neue Einnahmequellen zu finden. Im März haben die Vereinigten Arabischen Emirate in Dubai eine Passagiersteuer eingeführt - in der gleichen Höhe wie nun die Abgabe in Doha.

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