Hallhuber:Wieder in Freiheit

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Die Modefirma Hallhuber löst sich von Gerry Weber und arbeitet an einem Comeback. Doch zunächst soll Hallhuber stabilisiert werden.

Von Caspar Busse, München

Es war lange eine der großen Erfolgsgeschichten der deutschen Modeindustrie - und dann auch eine der größten Pleiten: Anfang dieses Jahres stellte die Gerry Weber International AG aus Halle in Westfalen Insolvenzantrag. Seitdem wird saniert, um zu retten, was zu retten ist. Seit der Gründung im Jahr 1973 wuchs Gerry Weber rasant, zu rasant. 2015 wurde sogar noch die Münchner Modefirma Hallhuber übernommen - eine Entscheidung, mit der sich nach Einschätzung mancher Beobachter Gerry Weber endgültig übernommen hatte.

Seit Mitte dieses Jahres ist Hallhuber, selbst nicht in der Insolvenz gewesen, wieder eigenständig - und plant jetzt einen Neustart. "Mein Ziel ist, die Eigenständigkeit zu erhalten", sagte Rouven Angermann der Süddeutschen Zeitung. Kein einfacher Job, denn der Markt für Damenmode ist umkämpft, und Angermann muss Hallhuber nun zunächst aus dem Gerry-Weber-Konzern wieder herauslösen. "Wir sind eine eigenständige Firma. Wir werden Hallhuber wieder für sich aufstellen und bauen gerade wichtige Zentralfunktionen wieder auf", betont er.

Hallhuber machte zuletzt einen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro und erwirtschaftete Verluste. Das Unternehmen hat derzeit noch 154 eigene Geschäfte, nicht nur in Deutschland, sondern auch in verschiedenen Ländern Europas. Insgesamt sind es 384 Verkaufsflächen, also inklusive der Shops in Kaufhäusern und Ähnliches. Hallhuber beschäftigt etwa 2000 Mitarbeiter, davon in der Zentrale im Norden Münchens knapp 200.

Das Unternehmen hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Es wurde 1977 in München von Klaus Hallhuber gegründet und hatte bald mit einem neuen Konzept Erfolg: Jüngere und erschwingliche (aber nicht billige) Mode für Frauen. 1995 stieg Klaus Hallhuber aus, seine Frau Susanne ist bis heute als Chefdesignerin tätig.

"Private Equity hat dem Unternehmen bisher sehr gut getan."

Erst ging die Firma an den Eigentümer des Ingolstädter Modeunternehmens Rosner, 2000 stieg die italienische Stefanel-Gruppe ein. 2009 übernahm dann ein Finanzinvestor, 2015 schließlich Gerry Weber. Im Juli dieses Jahres verkaufte der Insolvenzverwalter von Gerry Weber Hallhuber mehrheitlich an den Finanzinvestor Robus Capital, einen Hedgefonds mit Sitz in London und Frankfurt. Zwölf Prozent der Anteile bleiben zunächst bei Gerry Weber. Robus ist kein Unbekannter, denn der Investor hat zusammen mit Whitebox auch die ehemalige Muttergesellschaft Gerry Weber aus der Insolvenz übernommen. Mitte September hatten die Gläubiger von Gerry Weber dem Insolvenzplan mehrheitlich zugestimmt. Mit neuem Kapital soll Gerry Weber wieder fit gemacht werden.

Hallhuber-Chef Angermann, schon lange in der Branche und ein ehemaliger Unternehmensberater, betont jedoch, dass die Beteiligungen völlig unabhängig voneinander sind. "Das Investment unseres Anteilseigners bei Gerry Weber ist völlig losgelöst von dem bei uns", sagt er. Hallhuber habe mit Finanzinvestoren zudem keine schlechten Erfahrungen gemacht. Angermann: "Private Equity hat dem Unternehmen bisher sehr gut getan."

Angermanns Ziel ist es, Hallhuber zunächst zu stabilisieren. Der Vorteil: "Nur wir können über unsere Marke bestimmen." Man habe zusammen mit dem neuen Eigentümer einen klaren Plan für die kommenden fünf Jahre gemacht. "Wir erwarten zunächst eine Umsatzstagnation und wollen das Unternehmen erst einmal wieder profitabel machen. Unter dem Strich sollen 2021 wieder Gewinne stehen", betont der Firmenchef. Klar sei, dass Hallhuber "derzeit kein aggressiver Wachstum-Case" sei. Es werde aber in Online und Geschäfte investiert, der Anteil der Verkäufe über das Internet soll steigen. Erst in etwa drei Jahren soll sich der Hallhuber-Umsatz wieder verbessern. Eine Besonderheit: Etwa 50 Prozent der Ware werden derzeit in Europa produziert. Zuletzt wurde als neuer Finanzvorstand Torsten Eisenkolb verpflichtet, der vom Sportartikler Adidas nach München wechselt.

© SZ vom 01.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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