Halbleiter:Infineon profitiert von der Chipkrise

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Aus solchen Siliziumscheiben, den Wafern, werden am Ende Halbleiter hergestellt - künftig noch mehr in Dresden. (Foto: imago images/Sven Simon)

Halbleiterhersteller will mehr investieren und stellt höhere Gewinne in Aussicht.

Von Caspar Busse, München

"Es könnte gar nicht besser für uns laufen", freute sich vor gut zwei Wochen Reinhard Ploss, der Vorstandsvorsitzende des Chipkonzerns Infineon. Und sein Vorstandskollege Jochen Hanebeck sagte: "Die Kunden reißen uns die Chips aus der Hand." Beide eröffneten da eine neue Fertigung im österreichischen Villach - und das mitten in der weltweiten Chipkrise. Weil es nicht genügend Halbleiter gibt, hat die gesamte Industrie derzeit Produktionsprobleme. Betroffen sind vor allem die Autohersteller, sie müssen sogar teilweise Fabriken vorübergehend schließen. Und die Schwierigkeiten dürften auch noch mindestens das gesamte kommende Jahr anhalten.

Was des einen Leid, ist des anderen Freud. Infineon berichtet von guten Geschäften - und will nun weiter investieren. Im gerade angelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 soll das Investitionsbudget auf ein Niveau von rund 2,4 Milliarden Euro angehoben werden, "um die Wachstumschancen zu nutzen", teilte Infineon mit. Das ist deutlich mehr als bislang geplant. Neue Chipfabriken sind sehr teuer, in Villach wurden zuletzt 1,6 Milliarden Euro investiert. Zuletzt hieß es immer wieder, wenn, dann würden neue Kapazitäten an den großen bestehenden Standorten errichtet, das sind Dresden, Regensburg, Villach, zwei Standorte in Malaysia sowie einer im US-Bundesstaat Texas. Auch andere Chipkonzerne haben zuletzt den Bau neuer Fabriken angekündigt.

2022 werde ein starkes Jahr, so Ploss auf einem Kapitalmarkttag des Unternehmen. Zugleich bestätigte der Dax-Konzern die Zahlen für das im September abgelaufene Geschäftsjahr und stellte für das neue Geschäftsjahr ein Umsatzplus im mittleren Zehn-Prozent-Bereich in Aussicht. Die Ergebnismarge werde voraussichtlich etwa 20 Prozent betragen, zwei Prozentpunkte mehr als 2021. Die Infineon-Aktie legte am Dienstag an der Börse zu, sie lag mit fast fünf Prozent im Plus bei 35,60 Euro. Infineon, größter Halbleiteranbieter mit Sitz in Europa, ist an der Börse derzeit rund 45 Milliarden Euro wert. Die Münchner sind der größte Chiplieferant weltweit für die Automobilindustrie.

"CO₂-Reduzierung und der Wunsch, Dinge intelligent zu machen und sicher zu vernetzen, sind wichtige Dinge in allen Branchen. Für beide Bereiche sind Halbleiter unverzichtbar", sagte Ploss. Deshalb werde die Nachfrage nach Halbleitern auch langfristig hoch bleiben. Der Infineon-Chef hatte zuletzt auch erklärt, er rechne mit deutlichen Preissteigerungen bei Halbleitern. Die gestiegenen Kosten bei Zulieferern und der erhöhten Investitionsbedarf werde an die Kunden weitergegeben. Zugleich sei die Industrie derzeit angesichts der großen Knappheit bereit, "fast schon Mondpreise" zu zahlen.

© SZ vom 06.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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