Hätte seine Mutter nicht vor der Pleite gestanden, wäre Jens Hilbert heute kein Millionär. Das wenigstens erzählt er gern. Hilberts Mutter führte ein kleines Sonnenstudio, vor 16 Jahren blieben die Kunden weg. Die Idee kam vom Geschäftspartner, der die Lichtröhren lieferte: Statt das künstliche Licht zum Bräunen zu verwenden, lässt es sich als sogenanntes Intense Pulsed Light (IPL) auch zum dauerhaften Entfernen von lästigen Haaren am Körper einsetzen. Dermatologen boten ähnliche Behandlungen an. Hilbert half seiner Mutter und gründete das Unternehmen Hairfree, das heute Marktführer bei der dauerhaften Haarentfernung in Deutschland ist.
Hairfree arbeitet von Darmstadt aus, beschäftigt 450 Mitarbeiter und betreibt 103 Filialen, 80 davon als Franchisebetriebe. 2018 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 35 Millionen Euro, Tendenz steigend. "Attraktivität zählt immer mehr", sagt Hilbert. "Selbst in Zeiten, in denen die Menschen auf eine Weltreise oder einen neuen Fernseher verzichten, wollen sie sich in ihrer Haut wohlfühlen."
Das Geschäft mit der Haarentfernung boomt. Eine US-Studie beziffert den weltweiten Markt bis zum Jahr 2022 auf 1,35 Milliarden Dollar und Wachstumsraten von jährlich rund zehn Prozent, auch in Deutschland. Jede zweite Frau hierzulande entfernt ihre Beinhaare, mehr als die Hälfte davon greift zum Nassrasierer, andere zu Wachs. Vielen ist das lästig, manche vertragen die Rasur nicht. Langfristigere Methoden sind deshalb im Kommen.
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Yougov sind mittlerweile 39 Prozent der Deutschen bereit, ihre Haare dauerhaft entfernen zu lassen. Bei der IPL-Methode werden Lichtimpulse in Wärme umgewandelt und veröden die Haarwurzel. Daneben gibt es andere Verfahren wie Laserbehandlungen. Eine IPL-Behandlung benötigt mehrere Sitzungen, die Preise variieren je nach Anbieter. Bei Hairfree etwa kostet die Oberlippe um die 700 Euro, haarlose Achseln gibt es um die 1000 Euro. Der Markt wächst stetig, es konkurrieren Dermatologen, Kosmetikstudios und Schönheitskliniken. Auch die meisten Elektrohersteller haben IPL-Geräte für den Heimgebrauch im Angebot, Marktführer ist Philips. Bei diesen Geräten ist die Lichtintensität schwächer als im Studio. Dermatologen warnen übrigens, dass dauerhaft nicht in jedem Fall für immer bedeutet - die Härchen können zurückkehren.