Süddeutsche Zeitung

Gütesiegel:EU stört sich an "Made in Germany"

Die EU will offenbar nationale Herkunftsbezeichnungen wie "Made in Germany" zu Gunsten eines EU-weiten Markenzeichens "Made in the European Union" opfern.

Firmen sollten künftig ihre in der EU produzierten Waren unter dem Markenzeichen verkaufen, berichtet die Financial Times Deutschland unter Berufung auf ein internes Arbeitspapier von EU-Handelskommissar Pascal Lamy.

Lamy wolle die neue EU-Herkunftsbezeichnung als Qualitätssiegel etablieren, um die Integration des europäischen Binnenmarkts voranzubringen, meldet die Zeitung.

Zudem wolle Lamy gegen "den betrügerischen Einsatz von Herkunftsbezeichnungen" angehen. Viele Unternehmen würden ihre Produkte falsch auszeichnen, heiße es in dem Arbeitspapier.

Täuschung der Verbraucher

So würden etwa Textilien, die tatsächlich in Indien oder Thailand hergestellt wurden, öfters mal unter dem Markenzeichen "Made in Germany" oder "Made in Italy" verkauft. Eine solche Täuschung der Verbraucher müsse durch genaue Kennzeichnung der Herkunftsländer außerhalb der EU verhindert werden.

Der Industrie behagen Lamys Ambitionen offenbar gar nicht. "Wir lehnen jeden Vorschlag ab, der eine EU-Kennzeichnung verpflichtend einführt", zitiert die FTD die Rechtsexpertin des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Henrike Vieregge. "Selbst in einer freiwilligen Regelung sehen wir mehr Nachteile als Vorteile."

Auch außerhalb Deutschlands regt sich Protest: Unsere Mitglieder sind skeptisch, dass die Pläne den Firmen einen nennenswerten Vorteil bringen", sagte Ilia Kontes vom Europäischen Industrieverband Unice der FTD. "Eine Kennzeichnungspflicht würde nur höhere Kosten für die Firmen bedeuten."

Ein Wegfall der nationalen europäischen Bezeichnungen hätte "einen verheerenden Effekt auf Firmen, die ihr Marketing auf ländertypische Eigenschaften stützen", warnte auch Terry Tyrrell, Chef des Markenberaters Enterprise IG. "Man stelle sich nur vor, französisches Parfüm müsse künftig mit ,Made in the EU' gekennzeichnet werden", empörte sich Tyrrell in der FTD.

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