Günstigeres Modell iPhone 5c:Apple will Luxus bleiben

Es gibt Millionen Chinesen und Inder, die Smartphones kaufen. Aber selten ein Gerät von Apple, denn das iPhone ist für sie viel zu teuer. Das wird auch so bleiben. Apple verzichtet auf große Käuferschichten - um seine Marke zu schützen.

Von Bastian Brinkmann

Typisch Apple. Der Konzern hatte wieder alle möglichen Gerüchte streuen (lassen), wie das neue iPhone nun so aussehen wird, offiziell aber ein Staatsgeheimnis aus seinen Plänen gemacht. Somit war trotzdem klar, dass Apple zwei Modelle vorstellen wird, mit vielen neuen Farben. Die entscheidende Frage war: Wie groß ist der Preisabstand zwischen der Hochglanz-Variante 5s und dem Plastik-Modell 5c? Denn damit entscheidet sich, ob Apple neue Käuferschichten erschließen wird, die sich das teurere Smartphone nicht leisten können. Nun weiß man: Das wird nichts (hier der Liveblog der Präsentation zum Nachlesen, hier ein erster Eindruck der Geräte).

Zum Vergleich: In Deutschland ist das 5s ab 700 Euro erhältlich, das 5c ab 600 Euro. Die günstigere Variante ist technisch auch nicht abgespeckt, sondern erscheint mit der Ausstattung des iPhone 5, das nun nicht mehr erhältlich ist. Es wurde vor einem Jahr vorgestellt und kostete damals 680 Euro. Jetzt ist es also für etwas weniger Geld zu haben, dafür mit quietschbunten Hüllen. Eine Billigstrategie sieht anders aus.

Apple lässt damit eine große Chance aus. Denn in den aufstrebenden Märkten in Asien würden viele ein iPhone kaufen - die Geräte sind angesichts niedriger Löhne dort aber sehr teuer. Zum Beispiel China. Die Menschen dort sollen dieses Jahr 301 Millionen Smartphones kaufen, schätzen Analysten. Auf Apple entfällt nur ein kleiner Teil davon, fünf Prozent des Marktes. Der Konkurrent Xiaomi, der auf Googles Betriebssystem Android setzt, bietet sein neues Gerät für 2000 Renminbi an, rund 250 Euro. Das neue "Billig"-iPhone 5c dagegen kostet 4488 Renminbi*, umgerechnet etwa 550 Euro.

In Indien, ebenfalls ein Markt mit Hunderten Millionen Verbrauchern, sind die Gegensätze noch größer. Der indische Anbieter Micromax verlangt für sein Flagschiff namens Canvas HD nur 14.999 Rupien, knapp 180 Euro. Jedes zweite Smartphone wird dort für weniger als 150 Euro verkauft, schätzen Analysten.

Börse reagiert enttäuscht

Apple bleibt also ein Produkt für die Industrieländer und die Geldelite der aufstrebenden Wirtschaftsmächte. Das hat einen Vorteil: Die Marke bleibt sich treu. Apple hat sich schon immer als ein exklusiver Anbieter positioniert. Der neue Fingerabdruckscanner leistet genau das, kein anderer großer Smartphoneanbieter hat so etwas bisher für den Massenmarkt im Angebot. Die Technik riecht noch nach Zukunft, und Apple ist ganz vorne mit dabei. Solcher Schnickschnack soll ruhig seinen Preis haben, wahrscheinlich wollen ihn viele Menschen bezahlen.

Die Margen sind im Hochpreissegment deutlich höher als bei niedrigen Preisen. Bei Apple bleibt also künftig wie gehabt mehr hängen.

Und doch verpasst der Konzern eine Chance. Mit einer richtigen Zwei-Phone-Strategie hätte der Konzern zwei Käufergruppen ansprechen können: Statusbewusste und Preissensible. Das ist mit 100 Euro Unterschied nicht möglich. Smartphones der Mittelklasse sind auch für deutlich weniger zu haben.

Die Börse reagierte enttäuscht. Der Kurs ist schon seit Monaten unter Druck, die Eigentümer fordern Innovationen. Ob eine mögliche Smartwatch, wie Samsung sie just vorgestellt hat, wirklich viele neue Kunden findet und Apple neuen Schub geben könnte, ist noch offen. Die Aktionäre fanden die Idee eines günstigen iPhones gut, der Kurs war wegen entsprechender Gerüchte vor der Präsentation deutlich gestiegen. Dann nannte der Konzern die Preise - und das Papier gab um mehr als zwei Prozent nach. Eine Aktie kostet jetzt wieder weniger als 500 Dollar. Fast schon billig.

*Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle wurde in einer früheren Version der Preis in China für das Modell 5s genannt, 5288 Renminbi, obwohl das 5c gemeint war (4488 Renminbi).

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