Günstiger Treibstoff von der Nasa:Google-Gründer geraten wegen Firmenjets in Kritik

Die Google-Gründer Larry Page und Sergej Brin haben jahrelang für ihre Firmenjets von der Nasa günstigeren Sprit bekommen. Der war aber nur für wissenschaftliche Flüge vorgesehen. Offenbar haben die Manager des Internetkonzerns die Maschinen aber auch für private Zwecke benutzt.

Von Mark Maremont, Wall Street Journal Deutschland

Die Google-Gründer Larry Page und Sergej Brin müssen wohl für die Finanzierung ihrer Firmenjets künftig tiefer in die Tasche greifen. Das amerikanische Verteidigungsministerium hat nun ein Abkommen beendet, über das bisher weitgehend Stillschweigen geherrscht hatte: Jahrelang kauften die Tech-Millionäre beim Pentagon günstigen Sprit für ihre Jet-Flotte.

Die Abmachung zwischen den Google-Gründern und der Regierung lief seit 2007 und wurde nun beendet, nachdem Vertreter der Weltraum- und Luftfahrtbehörde Nasa, die das Ganze sponserte, dafür gestimmt hatten, sie nicht zu verlängern, sagte eine Pentagon-Sprecherin.

Zuvor hatten Pentagon und Nasa darüber diskutiert, ob die Gründer des Internetkonzerns den Vertrag verletzt haben, indem sie den günstigeren Treibstoff für andere als die vereinbarten Zwecke benutzt hatten. Das geht aus einem Brief von einem Vertreter des Verteidigungsministeriums hervor, der von Senator Charles Grassley veröffentlicht wurde.

"Bekommen einige Firmenchefs spezielle Treibstoff-Preise, die anderen nicht zugänglich sind?" fragt Republikaner Grassley. Die Abmachung werfe Zweifel an der Rolle der Regierung als "fairem Vermittler zwischen Unternehmen und als verantwortungsbewusstem Verwalter der Steuereinnahmen" auf.

Die Nasa habe das Verhältnis zu den Google-Gründern bereits auf den Prüfstand gestellt, heißt es bei der Behörde.

Nasa verhalf Google zu günstigem Treibstoff

Dass Page und Brin den Flugzeug-Treibstoff wesentlich günstiger bekamen, hatten sie einem besonderen Abkommen mit der Nasa zu verdanken. Deren Ames Research Center ist auf dem Moffett Federal Airfield stationiert, einem ehemaligen Stützpunkt der US-Marine. Der Flugplatz ist nur knapp fünf Kilomater von der Google-Zentrale im kalifornischen Mountain View entfernt und damit der nächstgelegene.

Moffett ist zwar Regierungsflügen vorbehalten, doch 2007 erlaubte die Nasa H211, einem privaten Unternehmen, das Jets des Google-Gründers und Chairman Eric Schmidt verwaltet, dort Flugzeuge zu stationieren. Zu der Flotte gehörten sieben Jets und zwei Helikopter. H211 zahlte dafür jährlich etwa 1,3 Millionen Dollar. Unabhängig davon hat Google einen Teil Gebietes von Moffett gepachtet. Dort soll ein neuer Campus mit Büros entstehen.

Als Begründung für die ungewöhnliche Abmachung haben Nasa-Vertreter darauf verwiesen, dass die Google-Chefs wissenschaftliche Flüge durchführen. Dabei geht es vor allem um einen Alpha-Jet, den die Google-Manager gekauft haben, und mit dem die Nasa Treibhausgase und Ozonwerte misst.

"Die Nasa ist immer auf der Suche nach innovativen Partnerschaften mit Unternehmen, um unsere Mission voranzutreiben und dem amerikanischen Steuerzahler zu dienen", sagte eine Nasa-Sprecherin. Die Mieten, die H211 und andere bezahlten, würden dabei helfen, die Betriebskosten für den Flughafen zu tragen. H211 zahle auch die Kosten für einige der wissenschaftlichen Flüge.

Sein Unternehmen habe den "einzigen Treibstoff, der in Moffett verfügbar ist" gekauft, sagt Kenneth Ambrose, Manager bei H211. Nehme man die Zahlungen und die wissenschaftlichen Flüge zusammen, zahle das Unternehmen dort jährlich zwei Millionen Dollar zugunsten der Nasa und der Steuerzahler.

"Das kann sonst niemand so billig kaufen"

Seit Anfang 2009 hat das Unternehmen 2,3 Millionen Gallonen Flugzeug-Treibstoff und im Schnitt 3,19 Dollar je Gallone bezahlt, wie Aufzeichnungen des Pentagons zeigen, in die das Wall Street Journal Einblick hatte.

"Das kann sonst niemand so billig kaufen", sagt Fred Fitts, Präsident der amerikanischen Corporate Aircraft Association, einer Nichtregierungsorganisation, die für 1.600 Unternehmen ermäßigte Flugzeugspritpreise mit Flughäfen im ganzen Land aushandelt. Die Mitgliedsunternehmen hätten im gleichen Zeitraum im Schnitt 4,35 Dollar je Gallone gezahlt.

Seitdem Google den günstigeren Treibstoff nicht mehr erhält, sei anderswo zusätzlicher Treibstoff für die Firmenjets gekauft worden, sagt Ambrose von H211. Die Nasa-Sprecherin sagte, dass die Behörde dafür sorgen werde, dass weiterhin genügend Sprit an das Unternehmen fließt und es dafür die "fairen Marktpreise" zahlen müsse.

Das Pentagon hat wahrscheinlich nicht viel Geld mit dem Treibstoff-Deal verloren. Zuletzt habe es von H211 die Kosten plus Marge eingestrichen, zuvor war ein Standardpreis vereinbart worden, der den Kosten der Regierung gerecht wurde.

Larry Page flog zu einer Hochzeit nach Kroatien

Doch der Vertrag zwischen H211 und dem Pentagon sah vor, dass der Treibstoff nur für Flüge im Zusammenhang mit der US-Regierung genutzt werden darf. Verletzungen könnten Strafen nach sich ziehen, heißt es weiter. Es gibt aber keine Anzeichen dafür, dass eine Untersuchung eingeleitet wurde.

Daten von der Luftfahrtbehörde FAA legen nahe, dass die meisten Flüge der Google-Flotte nichts mit der Nasa zu tun hatten. Die wichtigsten Jets - eine Boeing 767, eine Boeing 757 und vier Gulfstream-V-Maschinen - hoben seit 2007 insgesamt 710 Mal vom Flugplatz Moffett ab, wie FAA-Aufzeichnungen zeigen. Am häufigsten ging es nach Los Angeles und New York, aber auch die karibische Insel Tortola, Hawaii, Tahiti und Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts gehörten zu den Zielen.

Laut der Nasa ist die Google-Flotte bis vergangenes Jahr 155 Mal in ihrem Auftrag geflogen. Bis auf elf Flüge sei dafür immer der kleine Alpha-Jet, der im Vergleich zu den großen Maschinen nur wenig Sprit verbraucht, abgehoben.

Im Juli starteten drei der Jets nach Kroatien - kurz vor der Hochzeit von Larry Pages Schwager, die in einer Stadt nahe der Adriaküste stattfand. Google-CEO Page war Trauzeuge und wurde fotografiert, wie er eine Google-Glass-Brille trug. Eine Google-Sprecherin beantwortete Fragen zu der Kroatien-Reise nicht.

Kurz vor dem Abflug hatte H211 mehr als 24.000 Gallonen Sprit auf dem Flughafen Moffett gekauft und dafür im Schnitt 3,33 Dollar je Gallone bezahlt, wie Pentagon-Aufzeichnungen zeigen. Das sei mindestens 1,10 Dollar weniger gewesen als in der Region üblich, sagen Vertreter der Flugzeugbranche.

Ein Grund dafür, dass die kommerziellen Preise höher liegen, ist die Mehrwertsteuer, die vom Bundesstaat Kalifornien erhoben wird und beim Treibstoffverkauf für Privatjets anfällt. Derzeit beträgt sie in der Region 8,75 Prozent. Es ist nicht klar, ob H211 diese Steuer jemals bezahlt hat. Aus dem Pentagon heißt es, dass es nur für US-weit erhobene Steuern zuständig sei und H211 selbst dafür verantwortlich sei, lokale Steuern zu überweisen. Es seien alle anfallenden Steuern gezahlt worden, sagte dazu Ambrose.

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