Grube folgt Mehdorn:Daimler-Manager wird neuer Bahn-Chef

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Der Daimler-Vorstand Rüdiger Grube soll neuer Chef der Deutschen Bahn (DB) werden. Darauf haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier nach Angaben aus Regierungskreisen verständigt.

K. Ott, M. Bauchmüller, S. Höll, S. Braun

Der 57-jährige Grube löst Hartmut Mehdorn ab, der wegen des Datenskandals bei der Bahn sein Amt aufgibt. Das Staatsunternehmen hatte die Mitarbeiter wiederholt ausgespäht und dabei auch heimlich den E-Mail-Verkehr der Belegschaft kontrolliert.

Rüdiger Grube soll auf Hartmut Mehdorn folgen. (Foto: Foto: dpa)

Vertreter der Regierung wollten sich noch am Mittwochabend in Berlin mit den Vorsitzenden der Bahngewerkschaften treffen, um Grube als neuen Chef des Staatsunternehmens vorzuschlagen. Die Belegschaft und die Gewerkschaften stellen die Hälfte der 20 Aufsichtsräte bei der Bahn. Der Arbeitnehmerflügel im Kontrollgremium hatte nach Bekanntwerden der E-Mail-Spähaktion Mehdorns Rücktritt gefordert und sich schließlich damit durchgesetzt, nachdem auch die Regierung vom Bahn-Chef abgerückt war. Aus Gewerkschaftskreisen hieß es am Mittwoch: "Wir werden uns mit Herrn Grube unterhalten."

Regierung erfüllt Gewerkschaftsforderungen

Größere Einwände zeichneten sich nicht ab, da die Regierung eine zentrale Forderung der Gewerkschaften erfüllen will. Die Bahn soll offenbar in ihrer jetzigen Form erhalten bleiben und nicht zerschlagen werden. Es ist vorgesehen, dass Grube Vorstandschef des Gesamtkonzerns wird und zugleich die Leitung jener Tochtergesellschaft übernimmt, die den Zugverkehr in Deutschland und das weltweite Transportgeschäft organisiert. Auch Mehdorn hatte beide Chefposten inne.

CDU-Politiker hatten ein Ende dieser Personal-Union gefordert. Das wäre dem Signal gleichgekommen, dass die Bundesregierung den Konzernverbund erst lockern und später womöglich ganz auflösen würde. Die im Aufsichtsrat stark vertretenen Gewerkschaften lehnen aber eine Spaltung des Konzerns vehement ab, da sie in diesem Fall mit Nachteilen für die Belegschaft rechnen.

Eine Aufteilung der beiden Chefposten wäre einem Affront gegen die Gewerkschaften gleichgekommen und hätte zu einer Kampfabstimmung im Aufsichtsrat über Mehdorns Nachfolge führen können. Das will die Regierung offenbar vermeiden, da das Vertrauen der Belegschaft in den Vorstand unter dem Datenskandal ohnehin stark gelitten hat. Die Gewerkschaften hatten die Bundesregierung davor gewarnt, Lösungen vorzuschlagen, mit denen das Arbeitnehmerlager nicht einverstanden wäre.

Der 57-jährige Grube ist seit 2001 als Vorstand bei der Daimler AG für die Konzernstrategie verantwortlich und nimmt bei dem Automobilunternehmen daher eine Schlüsselstellung ein. Der gebürtige Hamburger ist Diplom-Ingenieur und hat ähnlich wie Mehdorn auch in der Flugzeugindustrie Karriere gemacht. Bei Airbus haben die beiden vor längerer Zeit sogar zusammengearbeitet.

Grube steht bei der Bahn vor großen Herausforderungen. Der Datenskandal ist noch lange nicht aufgeklärt. Außerdem leidet der Staatskonzern wie viele Unternehmen unter der Wirtschaftskrise.

© SZ vom 02.04.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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