Großhändler Metro:Olaf Koch wird neuer Vorstand

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Die Entscheidung des Aufsichtsrats fiel schnell aber knapp: Olaf Koch ist neuer Vorstandschef des Handelskonzerns Metro. Kurz zuvor hatte Mitbewerber Joel Saveuse seinen Verzicht erklärt - er war vor allem in Arbeitnehmerkreisen beliebt.

Stefan Weber

Was war in den vergangenen Wochen nicht alles prognostiziert worden für die außerordentliche Aufsichtsratssitzung der Metro an diesem Freitagnachmittag: Dass Franz Markus Haniel, der designierte Nachfolger des kürzlich zurückgetretenen Chefaufsehers Jürgen Kluge, möglicherweise doch nicht gewählt werde. Vor allem aber, dass die Vertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern heftig streiten, wer künftig Deutschlands größten Handelskonzern führen soll.

Olaf Koch wurde mit elf von 21 Stimmen zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. (Foto: AFP)

Finanzchef Olaf Koch, 41, "der Zahlenmensch" oder sein Vorstandskollege Joel Saveuse, 58, "der Handelsprofi". Tatsächlich waren sich Kontrolleure dann vergleichsweise rasch einig: Koch wird Nachfolger von Konzernchef Eckhard Cordes, der Anfang Oktober auf eine Verlängerung seines im Herbst 2012 auslaufenden Vertrages verzichtet hatte. Der Stabwechsel erfolgt jedoch bereits zum 1. Januar. Die Entscheidung für Koch war denkbar knapp. Nur elf der 21 Stimmen entfielen auf ihn. Widerspruch gab es aus dem Lager der Arbeitnehmervertreter, die sich im Vorfeld für einen Handelsfachmann an der Konzernspitze ausgesprochen hatten.

Je näher der Termin der Aufsichtsratssitzung am Freitag rückte, um so mehr hatte sich abgezeichnet, dass die Akteure schnell zu einem Ergebnis kommen würden. Weil alle eingesehen hätten, dass nun endlich Schluss sein müsse mit Machtkämpfen, Querelen und Intrigen, wie ein Insider sagte. Das sei auch ein Verdienst von Franz Markus Haniel, hieß es in Konzernkreisen. Haniel, den die Metro-Aufsichtsräte zu ihrem neuen Vorsitzenden bestimmten, habe in den vergangenen zwei Wochen viele Gespräche mit anderen Kontrolleuren geführt und sie eingeschworen, nun endlich an einem Strang zu ziehen.

So war bereits vor Beginn des Treffens klar gewesen, dass es nur noch einen Kandidaten für den Chefposten bei Metro geben würde: Olaf Koch. Mitbewerber Saveuse, der vor allem in Arbeitnehmerkreisen viel Sympathie genießt, hatte kurz zuvor seinen Verzicht auf den Spitzenjob erklärt. Seinen bis April 2013 laufenden Vertrag wolle er jedoch erfüllen, hieß es. Haniel lobte diese Entscheidung ausdrücklich, sie verdiene "unser aller Respekt". Mit dem Verzicht von Saveuse, war der Weg für Koch schon fast frei. Das Votum für den in der Finanzwelt bestens vernetzten Manager gilt vielen Beobachtern als Signal, dass es nun zügig vorangehen wird mit den geplanten Verkäufen der Töchter Kaufhof und Real.

Dass der IT-Experte und Betriebswirt Koch, der früher Computerbücher geschrieben hat, Konzernchef Cordes beerben könnte, schien vor einigen Wochen noch wenig wahrscheinlich. Schließlich ist der dreifache Familienvater ein Zögling des bei manchen Aufsichtsräten in Ungnade gefallenen Cordes. Die Manager kennen sich aus gemeinsamen Tagen bei Mercedes. Als Cordes dann den Metro-Konzern lenkte und einen Finanzchef suchte, überredete er seinen alten Vertrauten, zu wechseln. Koch gab dafür seinen Job als Managing Director des Private-Equity-Unternehmens Permira in Frankfurt nach nur zwei Jahren auf.

Koch gilt als analytisch und zahlengetrieben

Diese große Nähe zu Cordes sahen viele Kontrolleure lange Zeit kritisch. Zumal kurzzeitig auch kolportiert wurde, Koch werde seine eigene Vertragsverlängerung an das Schicksal von Cordes knüpfen. Dazu ist es dann aber nicht gekommen. Der ursprünglich im Herbst nächsten Jahres auslaufende Vertrag von Koch wurde vor kurzem bis September 2015 verlängert. Entscheidend dafür war, dass Koch von allen Seiten hohe Kompetenz zugeschrieben wird. Qua seines Amtes gilt er als analytisch und zahlengetrieben. Aber Mitarbeiter bescheinigen ihm auch, dass er die dahinter stehenden Prozesse verstehen will. So war er seit seinem Amtsantritt viel im Metro-Reich unterwegs, um nachzuvollziehen, wie der Handelskonzern tickt.

Kritiker bemängeln, dass Koch über kein großes Netzwerk im Handel verfügt. Die Krämer-Welt ist die am wenigsten akademisch durchdrungene Branche. Es gibt wenig Quereinsteiger. Viele Topmanager haben ihr gesamtes Berufsleben im Handel verbracht. Sie beäugen jeden kritisch, der von außen kommt. Kochs Gesprächspartner waren bisher eher in der Finanzwelt zu Hause. Aber den fehlenden Stallgeruch kann er sich beschaffen. Dabei wird ihm sein angenehm bescheidener Auftritt helfen. Und fürs Erste kann Koch von der Branchennähe des Kollegen Saveuse profitieren.

© SZ vom 19.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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