Großbritannien:Easyjet-Gründer will Aldi und Lidl Konkurrenz machen

Stelios Haji-Ioannou, Founder Of EasyJet Plc, Interview

Der Easyjet-Gründer und griechisch-zypriotische Milliardär Stelios Haji-Ioannou

(Foto: Bloomberg)

Erst hat er den Billigflieger Easyjet zum Erfolg geführt, jetzt steigt der griechisch-zyprische Milliardär Haji-Ioannou auch ins Lebensmittelgeschäft ein. In London will er mit einer eigenen Kette den Discountern Aldi und Lidl Konkurrenz machen und seinem Ruf als Tausendsassa gerecht werden.

Auf seiner Visitenkarte nennt sich Stelios Haji-Ioannou "Serien-Unternehmer". In einem Interview sagte der Easyjet-Gründer: "Ich bin ein Getriebener und muss immer neue Firmen gründen." Mittlerweile versucht der griechisch-zyprische Milliardär alles Mögliche "billig" zu machen. Mit der Marke "easy" ist Haji-Ioannou in verschiedenen Branchen vertreten, etwa im Hotel- und Gastgewerbe, bei der Vermittlung von Büroräumen sowie bei Autovermietungen und Fitnessstudios.

Er exportiert seine Geschäftsideen in verschiedene Länder und Kontinente, ist an einer Billigfluggesellschaft in Afrika ("Fastnet") beteiligt und vor kurzem ins Hotelgeschäft eingestiegen. Zusammen mit dem Mischkonzern Lonrho eröffnet er in Johannesburg das erste Billighotel unter dem Markennamen "Easyhotel".

Jetzt vergrößert der 46-Jährige sein Imperium und greift Aldi und Lidl in Großbritannien an. Er plant die Eröffnung von Supermärkten, die Waren billiger anbieten sollen als die beiden deutschen Discounter. Zunächst werde ein Laden im Süden Londons eröffnet, teilte Haji-Ioannou am Sonntag mit. Dabei handele es sich um ein "risikoarmes Experiment".

Ab 2014 könnte die Kette namens EasyFoodstore dann auf eine breitere Basis gestellt werden. "Es gibt eine Lücke im Lebensmittel-Einzelhandel - eine Nische unterhalb von Discountern wie Aldi oder Lidl", sagte Haji-Ioannou. Sein Grundsatz: "Nur wenn du den Leuten etwas umsonst gibst, lieben sie dich."

Reeder-Sohn und Ritter

Haji-Ioannou ist Chairman der Investmentgesellschaft Easy Group. 1995 gründete er die Billigfluggesellschaft Easyjet, und ist auch nach seinem Ausscheiden 2010 immer noch einer der größten Anteilseigner. Zusammen mit seinen Geschwistern ist er mit knapp 37 Prozent an der Fluglinie beteiligt.

Er darf für sich in Anspruch nehmen, gemeinsam mit dem ihm in inniger Feindschaft verbundenen Ryanair-Chef Michael O'Leary den Billigflugsektor in Europa erfunden zu haben. In die Rolle des Robin Hood im Kampf für die Verbraucher schlüpft er gerne und geschickt. So wetterte er stets medienwirksam gegen Flughafengebühren: "Es ist grausam, dass wir diese Steuern haben." Ihretwegen könne er die Easyjet-Flüge leider nicht noch billiger machen - auch wenn er wollte, betonte Haji-Ioannou.

1995 hatte der Sohn eines reichen griechischen Reeders mit geliehenem Geld seines Vaters Easyjet gegründet. "Ich hätte auch einfach weiter auf der Jacht liegen können, aber ich wollte nicht länger der reiche Sohn sein." Der Börsengang brachte ihm privat fast 300 Millionen Pfund ein. Geld, das er schon längst nicht mehr brauchte, denn Jahre zuvor hatte er die Reederei Stelmar Shipping für 1,3 Milliarden Dollar verkauft. In der Forbes-Liste steht er unter den Milliardären Zyperns an dritter Stelle. 2006 wurde er von der Queen zum Ritter geschlagen. Seine Airline kennt heute fast jeder Flugpassagier, ebenso wie den Slogan auf den Check-In-Schaltern: "If you're late, we won't wait" steht da in bissigem Orange auf weißem Hintergrund.

Immer Ärger mit Haji-Ioannou

Vor zwölf Jahren zog Haji-Ioannou sich aus dem Easyjet-Management zurück - seitdem gibt es Ärger. Mittlerweile gilt Haji-Ioannou als notorischer Nörgler und Störenfried. Denn er warf allen auf ihn folgenden Easyjet-Chefs vor, zu aggressiv zu expandiert und deswegen nicht genug darauf geachtet zu haben, Werte für die Aktionäre zu schaffen. Der Börsenwert des Unternehmens sei viel zu niedrig. Er forderte, die riesigen Flugzeugbestellungen zurückzufahren und das Wachstum mindestens zu halbieren.

Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni steigerte Easyjet den Umsatz um fast elf Prozent auf gut 1,1 Milliarden Pfund. Das Ergebnis vor Steuern dürfte im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September 450 bis 480 Millionen britische Pfund (524 bis 559 Mio Euro) erreichen, wie Easyjet bereits Ende Juli mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte die Airline vor Steuern 317 Millionen Pfund verdient. Die Gesellschaft will ihr Flugangebot weiter ausbauen. Vor einigen Wochen hatte Easyjet bei Airbus auf einen Schlag 135 Mittelstreckenjets bestellt - und damit die Ratschläge von Haji-Ioannou ignoriert. Wieder einmal. Doch der dürfte jetzt erst einmal mit Supermärkten beschäftigt sein.

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