Die amerikanischen Aufsichtsbehörden erhöhen den Druck auf die US-Großbank JP Morgan: Generalinspektor Eric Thorson hat den Verantwortlichen ein Ultimatum gesetzt, um im Fall des Milliardenbetrügers Bernard Madoff doch noch mit den Behörden zu kooperieren, wie Bloomberg berichtet. Bis zum 11. Januar hat JP Morgan noch Zeit, Dokumente zu übergeben, von denen sich die Kontrolleure einen Einblick in die Verwicklungen der Bank in den Fall erhoffen. Andernfalls droht Thorson mit Sanktionen.
Der heute 74-jährige Madoff wurde 2009 wegen des größten Anlagebetrugs in der Geschichte der Wall Street zu 150 Jahren Haft verurteilt. Über Jahrzehnte hatte er Anleger mit hohen Gewinnen geködert. Tatsächlich nutzte er die Einlagen neuer Kunden aber nur, um andere Investoren auszubezahlen - ein Schneeballsystem. Ende 2008, als Madoff in der Finanzkrise nicht mehr genug neues Geld einsammeln konnte, um den Kreislauf aufrechtzuerhalten, flog der Betrug auf. Die Anleger verloren etwa 20 Milliarden Dollar. Der angebliche Geldtopf sollte bis dahin nach Madoffs eigenen Schätzungen auf rund 60 Milliarden Dollar angewachsen sein.
Irving Picard, der Insolvenzverwalter von Madoffs Firma, hatte JP Morgan Ende 2010 verklagt. Er warf der Bank vor, Madoff bei seinem Betrug geholfen zu haben. "JP Morgan war Madoffs Hausbank für mehr als zwei Dekaden", sagte Picards Anwalt David Sheehan im Februar 2011. Das Institut habe Unterlagen in seinem Besitz, die den Betrug klar belegen würden.
Die Bank habe von dem Betrug nichts gewusst und dabei auch nicht mitgewirkt, verlautete JP Morgan 2011 in einem Statement. Mit Verweis auf das Anwaltsgeheimnis weigert sich das Institut bis heute, die geforderten Unterlagen herauszurücken.
Die Bankenaufsicht lässt dieses Argument nicht gelten, da die Behörde so ihre Arbeit nicht machen könne. Eine Weigerung, die Dokumente herauszugeben, würden als "anhaltende absichtliche Behinderung der Aufseher" gewertet, schrieb Thorson in einem Brief. Für diesen Fall droht er mit Konsequenzen.