Süddeutsche Zeitung

Griechenlands Schulden-Krise:Varoufakis trifft sich doch mit Schäuble

  • Im Konflikt um eine neue Verteilung der griechischen Schulden trifft sich der neue Athener Finanzminister Varoufakis am Donnerstag nun zum Gespräch mit seinem deutschen Amtskollegen.
  • Tags zuvor ist er bereits in Brüssel bei der EZB und deren Präsident Mario Draghi.
  • Sein Regierungschef Tsipras tourt ebenfalls durch Europa und will am Mittwoch EU-Kommissionschef Juncker und Frankreichs Präsidenten Hollande treffen.

Berlin-Besuch am Donnerstag

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis will sich nun doch mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble treffen. Das teilte Varoufakis am Dienstag bei einem Besuch bei seinem italienischen Amtskollegen Pier Carlo Padoan in Rom mit. Demnach sei der Besuch für Donnerstag geplant. Eine Sprecherin Schäubles sagte zunächst nur, man bereite einen Termin vor.

"Ich habe großen Respekt für Doktor Schäuble", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa Varoufakis. "Ich verfolge seine Artikel seit den 80er Jahren. Er hat einen sehr intellektuellen und europäischen Ansatz. Die Politik beeinflusst jedoch alle. Ich bin erst seit drei Wochen in der Politik, daher bin ich optimistisch, was die Möglichkeit einer Einigung angeht." Zuvor hatte die neue griechische Regierung noch speziell Bundeskanzlerin Angela Merkel und Schäuble wegen ihrer harten Haltung zur Sparpolitik angegriffen.

Besuch bei der EZB am Mittwoch

Bereits am Mittwoch besucht Varoufakis die Europäische Zentralbank in Frankfurt. Dort werde er sich auch mit EZB-Chef Mario Draghi treffen. Am selben Tag wollen die obersten Notenbanker im EZB-Rat voraussichtlich auch über Notkredite für griechische Banken beraten.

Zugleich schlug Varoufakis im Konflikt um eine Reduzierung der Schulden Griechenlands sanftere Töne an. Statt an einen Schuldenschnitt denke die Regierung des Landes an eine Vorschlagsliste von Umschuldungsmaßnahmen, sagte der Finanzminister der Financial Times. Varoufakis schlug dabei vor, Finanzhilfen der europäischen Partner durch Papiere zu ersetzen, die an das Wirtschaftswachstum des Mittelmeerlandes gekoppelt sind. Von der EZB aufgekaufte Griechenland-Bonds sollten durch Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit ersetzt werden. Zudem wolle Athen die Steuerhinterziehung hart bekämpfen und reiche Griechen schärfer besteuern.

Tour durch Europa

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras wirbt zusammen mit seinem Finanzminister diese Woche in europäischen Hauptstädten für einen veränderten Umgang mit der griechischen Schuldenproblematik. Am Mittwoch wollte Tsipras in Paris Staatspräsident François Hollande und in Brüssel EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker treffen.

Griechenland hat Staatsschulden in Höhe von etwa 320 Milliarden Euro. In diesem Jahr wird der Schuldenberg Athens knapp 169 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen, erlaubt sind eigentlich höchstens 60 Prozent. Vor drei Jahren hatten Privatgläubiger wie Banken bereits einen Schuldenschnitt von 50 Prozent hinnehmen müssen.

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