Griechenland:Wirtschafts-Plus im Frühjahr - dann schloss Athen die Banken

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  • Das griechische Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal überraschend im Plus.
  • In Athen debattiert das Parlament über das neue Kreditpaket der Geldgeber.
  • Wenn sich die Griechen einigen, müssen die Euro-Finanzminister zustimmen, später auch nationale Parlamente wie der Bundestag.

Überraschender BIP-Anstieg

Die griechische Wirtschaft ist im zweiten Quartal dieses Jahres kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von April bis Juni um 0,8 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten 2015. Das teilte das griechische Statistikamt mit. Das Wachstum kommt überraschend. Ökonomen hatten mit einem Minus von 0,8 Prozent gerechnet.

Die Erholung dürfte jedoch schon wieder zu Ende sein. Seit Ende Juni erschwerten Kapitalverkehrskontrollen zahllosen Unternehmen das Geschäft - und den Kunden den Konsum. In vielen Betrieben stand die Produktion still. Viele Ökonomen gehen daher davon aus, dass die Rezession wieder zurückkehren wird. Das bedeutet, das die Wirtschaftsleistung über mehrere Quartale schrumpft.

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Kommentar von Mike Szymanski

Debatte in Athen beginnt

Die Athener Abgeordneten haben am Donnerstag in verschiedenen Parlamentsausschüssen mit der Debatte über ein drittes Kreditpaket der internationalen Geldgeber begonnen. "Der Zeitplan ist eng, wir sind zu dieser Dringlichkeitsprozedur gezwungen", sagte Gerasimos Balaouras von der Syriza-Partei.

Wahrscheinlich stimmen die Parlamentarier bis Freitagfrüh über die Bedingungen der Kredite ab. Deren Umfang wird sich auf bis zu 86 Milliarden Euro über drei Jahre belaufen. Trotz Widerstands in den eigenen Reihen rechnet Regierungschef Alexis Tsipras mit einer Zustimmung zu den harten Sparauflagen, da weite Teile der Opposition die Bedingungen akzeptieren.

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Die vorläufige Reformliste für Athen ist lang. Bis Freitag soll das griechische Parlament einen Teil davon beschließen - als vertrauensbildende Maßnahme.

Analyse von Alexander Mühlauer, Brüssel

Euro-Finanzministertreffen am Freitag

Nach der Abstimmung in Athen sollen am Freitag die Euro-Finanzminister in Brüssel entscheiden, ob sie das Paket genehmigen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht nach Angaben seines Ministeriums allerdings noch erheblichen Klärungsbedarf. Auch Finnland ist skeptisch.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bereitet eine Bundestags-Sondersitzung für "nächsten Dienstag oder Mittwoch" vor - für den Fall, dass sich die Finanzminister auf das Geld verständigen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, solle sich der Haushaltsausschuss des Bundestages mit der Lage befassen, sagte Lammert dem Münchner Merkur.

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