Griechenland:Rückkehr zur Normalität

Athen lockert die Bargeldkontrollen. Wer bislang zu Hause gehortetes Geld auf sein Konto einzahlt, soll es künftig in beliebiger Höhe wieder abheben und überweisen können. Aber das ist nicht die einzige gute Nachricht.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Im griechischen Finanzsystem kehrt wieder Normalität ein. Die Regierung in Athen plant, die Kapitalverkehrskontrollen demnächst zu lockern. Wer bislang zu Hause gehortetes Geld auf sein Konto einzahlt, soll es künftig in beliebiger Höhe wieder abheben und überweisen können, meldete die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag mit Verweis auf Regierungskreise. Damit hofft Athen, dass schätzungsweise bis zu 30 Milliarden Euro aus Privathaushalten zurück auf den Geldmarkt kommen. Griechenland hatte Ende Juni 2015 Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, um sein Finanzsystem zu stabilisieren und seinen angeschlagenen Banken etwas Luft zu verschaffen. Die Sparer dürfen seit damals höchstens 420 Euro pro Woche in bar von ihren Konten abheben.

Die erwartete Erleichterung für die Bürger geht einher mit mehr Freiheiten für das griechische Bankensystem. Die Europäische Zentralbank hat am Mittwochabend angekündigt, dass griechische Kreditinstitute vom 29. Juni an wieder Darlehen von der EZB erhalten. Bisher werden griechische Banken ausschließlich durch spezielle Notkredite (ELA) in Höhe von 65 Milliarden Euro über Wasser gehalten. Die Notkredite wurden von der griechischen Zentralbank vergeben. "Die EZB gliedert Griechenland wieder in den normalen Prozess ein, auch wenn Athen weiterhin aus dem EZB-Staatsanleihekaufprogramm ausgeschlossen bleibt", sagt Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank. "Die griechischen Banken dürfen wieder griechische Staatsanleihen bei der EZB beleihen. Bislang mussten sie das bei der griechischen Notenbank zu einem höheren Zins tun. Das Ausfallrisiko geht also langsam wieder auf die EZB über."

Eigentlich dürfte die EZB diese riskanten Schuldscheine gar nicht beleihen, denn die internationalen Ratingagenturen stufen griechische Staatsanleihen schon seit Jahren als "Ramschpapiere" ein. Im Mai 2010 beschloss der EZB-Rat jedoch eine entsprechende Ausnahmeregelung für Griechenland. Diese wurde zwar Anfang 2015 ausgesetzt, weil der griechische Premier Alexis Tsipras sich damals weigerte, die versprochenen politischen Reformen umzusetzen - eine Bedingung der EZB. Erst nachdem die internationalen Geldgeber der griechischen Regierung Ende Mai den nötigen Reformeifer attestiert hatten, konnte die EZB den Geldhahn für Athen wieder aufdrehen.

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