Griechenland in der Krise:Am Rande des Infarkts

Kürzungen bei Kindergeld, Renten und Gehältern: Griechenland droht der soziale Infarkt. Dabei hat das Land von allen Krisenländern die größten Anstrengungen zur Konsolidierung unternommen. Deshalb versteht man in Athen nicht, warum die Geldgeber zögern, die nächste Tranche des Hilfspakets auszuzahlen.

Christiane Schlötzer

Die vielen bitteren Pillen, die Griechenland schlucken muss, werden das Land nicht heilen. Vielmehr droht Griechenland durch all die Kürzungen bei Kindergeld, Renten und Gehältern der soziale Infarkt. Athen, eine einst lebendige europäische Metropole, ist im Begriff, in weiten Teilen zur toten Stadt zu werden. Mit leeren Läden, leeren Wohnungen, Arbeitslosen ohne Krankenversicherung, mit Jugendlichen, die nur noch an Auswanderung denken.

Die EU-Kommission hat Griechenland gerade bescheinigt, die "größten Konsolidierungsanstrengungen" in der Euro-Zone unternommen zu haben. Wenn dies so ist, warum zögern die Geldgeber in Brüssel, Frankfurt und Berlin dann, Athen die nächste Tranche des Hilfspakets auszuzahlen? In Griechenland werden viele die Verzögerung nicht mehr verstehen. Sie werden das Hinhalten als Beleg dafür nehmen, dass die Deutschen Griechenland doch nicht im Euro halten wollen.

Die Unsicherheit über das Schicksal des Landes ist verheerend. Weil sie Investoren abschreckt und jede Hoffnung auf Besserung zerstört. Griechenland hat mit dem jetzt beschlossenen Sparpaket die meisten Forderungen der Geldgeber erfüllt. Steuererhöhungen und Gehaltskürzungen werden zügig umgesetzt. Ob dies auch für alle Reformen gilt, die beschlossen wurden, ist fraglich. Denn dafür wäre eben auch Hoffnung nötig. Aber die können die Griechen nicht alleine schaffen.

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