Griechenland:Welche Schuld die Gläubiger haben

Lesezeit: 1 Min.

Was Griechenland vor allem fehlt, sind Ideen, wie das Land wieder zu Wachstum kommt. (Foto: AFP)

Griechenland und die Kreditgeber können noch viele Papiere austauschen - allein das löst die Misere nicht. Die Gläubiger müssen Griechenland endlich das geben, was es wirklich braucht.

Kommentar von Alexander Mühlauer

In Brüssel ist also neue Papiere aus Athen angekommen. Darin erklärt die griechische Regierung, wozu sie bereit ist. Es sind Versprechen, es sind Zusagen, in Zahlen gegossene Hoffnungswerte, die nur ein Ziel haben: die Gläubiger endlich davon zu überzeugen, damit sie die Summe von 7,2 Milliarden Euro an Athen auszahlen. Geld, das das hochverschuldete Griechenland so dringend braucht, um Schulden zu tilgen und offene Rechnungen zu bezahlen. Doch dieses Geld allein wird leider nicht reichen, um die griechische Misere zu lösen.

Es fehlt vor allem eines - und davon steht weder etwas in dem Papier aus Athen, noch in jenem der Geldgeber: Es fehlt an Ideen, wie Griechenland wieder zu Wachstum kommt. Nur so kann das Land die immer noch dramatisch hohe Jugendarbeitslosigkeit senken. Nur so kann das Land wieder eigenverantwortlich handeln. Die Voraussetzung für Wachstum ist Vertrauen - doch genau das fehlt. Wer investiert schon in einem Staat, von dem keiner weiß, ob er in ein paar Monaten noch in der Euro-Zone sein wird? Wer investiert schon, wenn er den "Grexit" - den Ausstieg aus der Währung - fürchten muss?

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Europa muss in Griechenland investieren

Die griechische Regierung und die Geldgeber können jetzt noch viele Papiere austauschen, sie können Zahlen hin und her schieben, um Prozentpunkte feilschen. Und ja, das müssen sie auch. Aber dann müssen sie Athen das geben, was es wirklich braucht: eine Perspektive für mehr Wachstum. Das sind die Geldgeber dem griechischen Volk schuldig.

Diese Perspektive können einerseits Anreize für ausländische Investoren sein, wie sie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit seinem Europäischen Investitionsfonds (EFSI) anstrebt.

Auf der anderen Seite sind alle EU-Länder gefragt, vor allem Deutschland. Die Bundesrepublik sollte auch im Inland Investitionen stärker fördern. Davon würde die gesamte deutsche Wirtschaft profitieren. Weil diese so groß und international verflochten ist, hilft dies auch Europa und der Welt. Ein paar Milliarden mehr für Straßenbau, marode Schulden und Internetverbindungen würden schon helfen, um das psychologisch so wichtige Investitionsklima in Europa zu stärken.

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© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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