Grenke:Aktie stürzt ab

Mark Kindermann, nur honorafrei bei Creditnennung

Mark Kindermann war seit 1990 im Unternehmen, zuletzt im Vorstand des Leasing-Spezialisten aus Baden-Baden.

(Foto: oh)

Vorstand Mark Kindermann schmeißt hin. Die Begründung beunruhigt Anleger. Die Aktie verliert mehr als 30 Prozent.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Die Meldung, die Grenke am Montag verschickte, hatte es in sich. Mark Kindermann, seit 1990 im Unternehmen und zuletzt im Vorstand des Leasing-Spezialisten aus Baden-Baden, schmeißt hin. Lediglich um die Übergangsphase so angenehm wie möglich zu gestalten, sei Kindermann noch für das Unternehmen erreichbar, ansonsten ziehe er sich auf eigenen Wunsch zurück. Kaum war die Nachricht in der Welt, sackte der Aktienkurs um zeitweise rund 32 Prozent ab und erholte sich auch in den Stunden danach kaum.

Dass der Aktienkurs so stark fiel, liegt insbesondere an der Begründung, mit der Kindermann das Unternehmen verlässt. In einer Mitteilung heißt es, es habe im Rahmen der laufenden Prüfungen mehrere kritische vorläufige Bewertungen "interner Prozesse" in der Compliance und der "internen Revision" gegeben. Das lässt darauf schließen, dass die Sonderprüfer bei Grenke tatsächlich etwas kritisches gefunden haben, dass dem Vorstand nicht gefallen dürfte. Kindermann selbst hält die Einschätzungen offenbar, zumindest in dieser Art und Weise, für unberechtigt und hat das auch dem Aufsichtsrat so gemeldet. Er glaubt, dass man diese vorläufige kritische Bewertung nach Abschluss der Prüfung "revidieren" müsse.

Da die Bewertung der Vorgänge offenbar so stark auseinandergehen, hat Kindermann das Unternehmen nun verlassen. Offiziell um, so heißt es weiter, "eine Auseinandersetzung über die Berechtigung und die Wesentlichkeit dieser Kritikpunkte vor Abschluss der Prüfungen zu vermeiden und um potentiellen Schaden daraus von der Gesellschaft fernzuhalten (...)."

Dass überhaupt Prüfer die Zahlen und Bücher von Grenke unter die Lupe nehmen, hat mit einem 64-seitigen Bericht zu tun, den der britische Leerverkäufer Fraser Perring im September vergangenen Jahres veröffentlich hatte. Darin macht der Brite dem Unternehmen viele, teils schwerwiegende Vorwürfe. So schrieb er unter anderem darüber, Grenke habe Geschäftspartner abgezockt, Geld über die hauseigene Banktochter gewaschen und Unternehmen zugunsten des Eigentümers Wolfgang Grenke zugekauft. Darüber hinaus behauptete er, ein Großteils des Bankguthaben von Grenke sei nicht existent. Der Aktienkurs stürzte daraufhin um mehr als 60 Prozent ab und erholte sich seither nur marginal. Grenke widerspricht diesen Vorwürfen vehement.

Um die Vorwürfe zu überprüfen, heuerte das Unternehmen die Prüfer von Warth & Klein Grant Thornton (WKTG) und KPMG an. Die Bafin schickte zudem die Prüfer von Mazars ins Unternehmen. Anfang Dezember stellte Grenke einige Zwischenergebnisse vor, die positiv klangen, allerdings noch einige Punkte offen ließen. Ein endgültiges Ergebnis steht aus.

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