So wie Wolfgang Grenke noch Anfang April über die Sache sprach, war er die ganze Zeit über gelassen. Er zeigte sich sicher, dass der nach ihm benannte Leasingfinanzierer aus Baden-Baden Mitte Mai ein uneingeschränktes Testat seiner Wirtschaftsprüfer erhalten werde, und dass jegliche Zweifel daran unangebracht seien. Er sollte recht behalten: Am Montagabend teilte die Grenke AG mit, KPMG habe den Jahres- und Konzernabschluss 2020 uneingeschränkt gebilligt.
Es ist ein erlösendes Zeugnis für das Unternehmen. Das Okay des Prüfers war nach Betrugsvorwürfen eines britischen Börsenspekulanten mit Spannung erwartet worden. Im Vergleich zu den vorläufigen Jahreszahlen fiel das Ergebnis sogar besser aus, sodass sich der Konzerngewinn nach Steuern insgesamt um 8,5 Millionen Euro auf nun 88,4 Millionen Euro erhöhte. Den Aktionären will der Vorstand eine Dividende von 26 Cent pro Aktie vorschlagen. Bereits über Nacht legte die Aktie in Frankfurt um bis zu 19 Prozent zu. Am Dienstag zog das Papier um weitere sieben Prozent an. Grenke hatte Ende April bereits vorläufige Zahlen für 2020 veröffentlicht und angekündigt, KPMG plane das Testat für den Abschluss für den 17. Mai.
Der Leerverkäufer Fraser Perring hatte Grenke im September vorgeworfen, der Konzern nutze die Zukäufe von zuvor per Franchise aufgebauten Firmen im Ausland, um seine Bilanz aufzublähen. Zudem warf er Grenke in seinem Bericht Mängel bei den internen Kontrollen vor. Auch fehlende Barmittel und Geldwäsche brachte Perring ins Spiel. Er war zuvor bekannt geworden als frühzeitiger Kritiker des Skandalkonzerns Wirecard und bekam für die Aktion gegen Grenke entsprechend viel Aufmerksamkeit. Leerverkäufer verdienen Geld damit, öffentlichkeitswirksam auf Missstände bei börsennotierten Firmen aufmerksam zu machen, wobei sie zuvor auf einen fallenden Aktienkurs setzen.
Grenke hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen, die Bafin hatte Sonderprüfer nach Baden-Baden geschickt. Die hielten in einem Zwischenbericht fest, es gebe keine Zweifel an der Existenz des Leasinggeschäfts, stellten aber auch einige Mängel fest, beispielsweise in der bilanziellen Behandlung der Franchiseunternehmen und in der Geldwäscheprävention.
Es folgten personelle Konsequenzen. Der fürs Tagesgeschäft verantwortliche Vorstand Mark Kindermann legte im Februar sein Amt nieder. Unmittelbarer Anlass waren "Kritikpunkte der Bafin an Prozessen der Internen Revision und der Compliance", erklärte Aufsichtsratchef Ernst-Moritz Lipp später. Darüber hinaus ließ Firmengründer Wolfgang Grenke sein Aufsichtsratsmandat ruhen - er möchte seinen ältesten Sohn als Nachfolger im Kontrollgremium vorschlagen.