Greensill-Debakel:Credit Suisse will Gebühren erlassen

Switzerland Earns Credit Suisse

Credit Suisse in Bern: Die Bank hatte Anfang März die Abwicklung von vier Lieferketten-Finanzierungs-Fonds eingeleitet.

(Foto: Peter Klaunzer/AP)

Die Schweizer Großbank sorgt sich um ihren Ruf. Ihren Kunden macht sie nun ein Angebot.

Die Credit Suisse geht nach dem Debakel mit den Greensill-Fonds in die Offensive. Mit einem Gebührenerlass will die Schweizer Großbank bei den Anlegern der aufgelösten Fonds punkten, wie eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters sagte. "Dies ist eine Geste des guten Willens." Credit Suisse plane, den Kunden quartalsweise die Gebühren für die meisten Produkte und Dienstleistungen zurückzuerstatten. Dies gelte etwa für Gebühren auf Wertpapierhandel, Vermögensverwaltungsmandate, Anlageberatung und Bankdienstleistungen. Ausgenommen vom Erlass seien Dachfonds von anderen Anbietern. Es sei noch nicht klar, wie lange das Angebot gelte.

Credit Suisse hatte Anfang März die Abwicklung von vier zusammen mit Greensill Capital betriebenen Lieferketten-Finanzierungs-Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund zehn Milliarden Dollar eingeleitet. Auslöser war, dass ein Versicherer neue Anlagen des Fonds nicht mehr versichern wollte. Die britisch-australische Greensill stellte daraufhin Insolvenzantrag. Inzwischen hat die Bank zwar rund sieben Milliarden Dollar des Gesamtvolumens gesichert und davon 6,3 Milliarden an die Anleger zurückgezahlt. Doch die Rückzahlung der verbleibenden Gelder dürfte mehr Zeit in Anspruch nehmen. Ob die Kunden am Schluss alles Geld zurückbekommen, ist ungewiss. Viele Kunden, denen die Greensill-Fonds als Produkte mit einem überschaubaren Risiko verkauft wurden, reagierten verärgert, einzelne haben bereits rechtliche Schritte eingeleitet. Analysten schätzten die möglichen Rechtskosten auf zwei Milliarden Dollar. Die Aktie des Instituts verlor seit Jahresanfang rund 20 Prozent an Wert, während andere Bankaktien deutlich zulegten. Das lag aber nicht nur an Greensill, sondern an Verlustgeschäften im Zusammenhang mit dem Pleite-Hedge-Fonds Archegos.

"Die Credit Suisse ist sich bewusst, dass die Situation für Kunden, die in die Supply Chain Finance Fonds investiert sind, nicht einfach ist", erklärte die Bank in einer Stellungnahme. Die Managementgebühren auf den Greensill-Fonds selbst strich das Institut bereits im März. Kunden, die an dem Programm teilnehmen, müssten nicht auf mögliche rechtliche Schritte verzichten. Die Fonds-Anteile verteilen sich auf rund 1000 Profi-Anleger und Superreiche, die zur Kernkundschaft zählen.

Die Schweizer Finanzaufsicht Finma leitete in Zusammenhang mit Greensill bereits im März ein formelles Verfahren gegen Credit Suisse ein. Ende September hatte die Polizei Büros durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. Das Verfahren richte sich nicht direkt gegen das Geldhaus, so das Institut. Die Credit Suisse hat zudem eine eigene Untersuchung zu den Greensill-Vorfällen in Auftrag gegeben. Wann der entsprechende Bericht veröffentlicht wird, ist noch nicht bekannt.

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