Das Riesenrad am Strand steht still, das Wasser im Badepark ist verdächtig schaumig, die Gebäude an der Promenade sind angeranzt. Neben Donut-Läden hängen Plakate, die eine Queen-Coverband und einen Michael-Jackson-Imitator ankündigen. Zu hören sind Möwen und 80er-Jahre-Hits aus den Spielhallen am Pier, gelegentlich bimmelt die Bimmelbahn. Great Yarmouth in der Grafschaft Norfolk an der Ostküste England ist, wenn man abseits der Sommerferien vorbeikommt und die Hunderttausenden Urlauber wieder gebräunt bis verbrannt nach Hause gefahren sind, ein müdes Städtchen, mit nicht einmal 50 000 Einwohnern. Kein Ort, der sich als spektakulärer 007-Drehort anbietet. Zu unscheinbar. Aber gerade deshalb ideal für jemanden, der nicht auffallen mag.
WirecardWo Marsaleks Spione ihr Netz auswarfen
Lesezeit: 5 Min.

Was jahrelang von einem britischen Küstenstädtchen aus geplant wurde, erinnert an einen Spionage-Thriller. Auftraggeber war Russland, Drahtzieher der Wirecard-Manager Jan Marsalek. Nun wurden die Agenten verurteilt.
Von Martin Wittmann, Great Yarmouth/London

Wirecard:Sein zweites Leben
Bei Wirecard wurde Jan Marsalek mutmaßlich zum Milliardenbetrüger. Jetzt steht er in Verdacht, im großen Stil als Spion für Putin gearbeitet zu haben. Über einen Prozess in London und die Frage, wie ein früherer Manager zum Agentenführer werden kann.
Lesen Sie mehr zum Thema