Grafiken:Fleischland Deutschland

  • Deutschland ist ein Fleischland - sowohl bei der Produktion als auch beim Konsum.
  • Vier Grafiken erklären die Fakten.
  • Die wichtigsten Aussagen: Pro Jahr isst der Deutsche im Schnitt etwa 60 Kilogramm Fleisch. Im vergangenen Jahr wurde hierzulande so viel geschlachtet wie noch nie. Nur wenige große Firmen dominieren gemeinsam die Fleischbranche.

Von Yi Luo (Grafik) und Pia Ratzesberger (Recherche)

Wohin man auch blickt, überall wird es zelebriert, das fleischlose Leben. Keine Großstadt-Buchhandlung kommt mittlerweile mehr ohne vegane Kochbücher aus. Kein Kühlregal ohne Tofu oder sogar - das größte Paradoxon der Fleischindustrie - vegetarische "Wurst". In den Innenstädten eröffnen vegane Supermärkte, Dönerläden und Restaurants. Selbst traditionelle Gasthäuser, auf deren Speisekarte man lange Zeit nur ein vegetarisches Gericht fand, bieten oftmals noch eine vegane Alternative an. Es tut sich was. Oder zumindest scheint es so.

Denn wie so oft bei neuen Gesellschaftsbewegungen scheint wohl auch diese größer als sie es in Wirklichkeit ist. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung verzichtet zwar jeder zehnte Haushalt in Deutschland gelegentlich bewusst auf Fleisch. Aber eben nur jeder zehnte. Und nur gelegentlich. Der Fleischverzehr pro Kopf ist in Deutschland in den vergangenen Jahren immerhin leicht zurückgegangen, aber nur um etwa ein Kilogramm. Im Jahr 2013 aber betrug er noch immer stattliche 60 Kilogramm - pro Jahr, pro Kopf.

Fleischdaten
(Foto: Grafik: Yinfinity)

Weltweit betrachtet liegt der geschätzte Fleischkonsum den Vereinten Nationen zufolge bei etwa 43 Kilogramm im Jahr - wobei die Nachfrage in den Industrieländern mit etwa 76 Kilogramm immer noch mehr als doppelt so hoch ist wie in den Entwicklungsländern mit fast 34 Kilogramm. Letztere fragen allerdings zunehmend Fleisch nach. Regionen in Lateinamerika, in der Karibik und Asien sind hauptsächlich dafür verantwortlich, dass der globale Konsum immer weiter ansteigt.

Diesen Hunger auf Fleisch sättigen unter anderem Schlachthöfe aus Deutschland. Hierzulande werden nach wie vor Unmengen an Fleisch hergestellt. Den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge, die sich auf die gewerblichen Schlachtungen beziehen, sind im vergangenen Jahr 8,2 Millionen Tonnen Fleisch produziert worden - so viel wie noch nie.

Fleischdaten
(Foto: Grafik: Yinfinity)
  • Schweine

Den größten Anteil haben dabei die Schweine, fast 59 Millionen Tiere wurden zuletzt geschlachtet. Das entspricht etwa 5,5 Millionen Tonnen Fleisch. Am meisten wurde in Schlachthöfen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen produziert.

  • Geflügel

Danach folgt Geflügel mit insgesamt 1,5 Millionen Tonnen und mehr als 720 Millionen Tieren. Darunter fallen Jungmasthühner, Enten und Truthühner. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die erzeugte Menge an Geflügelfleisch um fast fünf Prozent.

  • Rinder

Die Zahl der Rinder ging 2014 eigentlich stetig zurück, nun aber wurden fast zwei Prozent mehr geschlachtet als noch im Vorjahr. Insgesamt waren es damit etwa 3,5 Millionen Tiere, also etwa eine Million Tonnen Fleisch. Verarbeitet wurden am häufigsten Ochsen und Bullen.

  • Schafe

Schafe, Lämmer oder Ziegen machen in Deutschland den geringsten Anteil der Fleischproduktion aus, insgesamt waren es 2014 fast 20 000 Tonnen Fleisch. Auch Pferde werden in die Statistik mit einberechnet, hier waren es etwa 8000 Tiere.

Wer die Fleischindustrie dominiert

Dass in Deutschland die Fleischproduktion zurückgeht, davon kann also keine Rede sein. Doch welche Unternehmen verdienen hierzulande vom Geschäft mit den großen Ställen und den massenweisen Schlachtungen? Ein Ranking der Allgemeinen Fleischer Zeitung zeigt, welche Konzerne dem Umsatz nach die größten der deutschen Fleischindustrie sind.

Fleischdaten
(Foto: Grafik: Yinfinity)
  • Tönnies

Die größte Fleischfabrik hat ihren Sitz in Rheda-Wiedenbrück, Westfalen. 15 Millionen Schweine werden dort im Jahr geschlachtet, neben der Fleischproduktion macht das Unternehmen wie viele Firmen in dieser Branche auch Geld mit der Weiterverarbeitung: mit Schinkenfleisch zum Toasten, fertigem Burger-Belag oder Mettwurst. Insgesamt kommen so mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz jährlich zusammen.

  • Vion

Zweitgrößter Schlachter ist der niederländische Konzern Vion. Er macht fast vier Milliarden Euro Umsatz. Anfang vergangenen Jahres musste einer der Schlachthöfe des Unternehmens, in Bad Bramstedt, Schleswig-Holstein, nach einer Razzia des Landwirtschaftsministeriums zeitweise geschlossen werden. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelte wegen des Verdachts der Tierquälerei. Etwa einen Monat später nahm der Schlachthof seinen Betrieb allerdings wieder auf - da ihm bescheinigt worden war, einen Großteil der Mängel behoben zu haben.

  • Westfleisch

Der Drittplatzierte hat seinen Sitz genau wie Tönnies ebenfalls in Westfalen. Bei der Westfleisch-Gruppe im Münster schlachtet man allerdings in etwa halb so viele Schweine wie bei der größeren Konkurrenz. Gefroren liefert der Konzern die Schweineschultern, -herzen und -zungen in die ganze Welt aus. Damit der Absatz stimmt, unterhält Westfleisch unter anderem eigene Auslandsbüros in China, Polen und Russland. Insgesamt kommt das Unternehmen auf etwa 2,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Hinter ihm folgen die PHW-Gruppe, zu der auch Wiesenhof gehört, mit 2,4 Milliarden Euro und, mit weitem Abstand, an fünfter Stelle Heristo (1,5 Milliarden Euro).

fleischdaten
(Foto: Grafik: Yinfinity)

Bemerkenswert ist allerdings vor allem, wie sehr die größten drei Konzerne gemeinsam den Fleischmarkt beherrschen. Sieht man sich zum Beispiel nur die Schlachtungen von Schweinen an, stellt man fest: Zusammengenommen schlachten Tönnies, Vion und Westfleisch mehr als die Hälfte aller Schweine in Deutschland - und das bei einer Gesamtmenge von immerhin fast 59 Millionen Tieren.

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