Mikrochips:Was von Moore's Law bleibt

Mikrochips: Sinkende Produktionskosten, steigende Leistung - so stellte sich Gordon Moore 1965 vor, wie sich Chips weiterentwickeln könnten.

Sinkende Produktionskosten, steigende Leistung - so stellte sich Gordon Moore 1965 vor, wie sich Chips weiterentwickeln könnten.

(Foto: Intel/picture-alliance/ dpa)

Intel-Mitgründer Gordon Moore ist tot. Lebt sein Gesetz weiter, das die Entwicklung von Mikrochips beschreibt?

Von Helmut Martin-Jung

Es gibt Dinge, für die braucht der menschliche Verstand eine Art Krücke. Die Entwicklung von Mikroprozessoren, vulgo: Chips, ist so eines. Dass ein heutiges Smartphone Millionen Mal schneller rechnet als der Computer, mit dem die Nasa die ersten Menschen zum Mond und wieder zurückbrachte, daran verschwenden die meisten keinen Gedanken. Dabei ist sie völlig irre, diese Entwicklung. Auf eine prägnante Formel gebracht hat sie, mehr oder weniger zufällig, Gordon Moore, Mitbegründer des Chipherstellers Intel.

Jedes Jahr, antwortete der 1965 auf die Bitte, die Entwicklung von Chips vorherzusagen, werde sich die Zahl von Transistoren auf derselben Fläche verdoppeln. Jeder Transistor steht für eine Eins oder eine Null, moderne Chips besitzen Milliarden davon. Moore's Law, also Mooresches Gesetz, nannte man diese Entwicklung später, immer wieder wurde es angepasst. In Wahrheit war es ja kein Gesetz, sondern eine kühne Behauptung, die zur Richtschnur einer ganzen Branche mutierte.

Nun ist Moore gestorben, mit 94 Jahren in seiner Wahlheimat Hawaii, und nun kann man die Frage stellen: Gilt Moores Gesetz noch und wie wird es weitergehen? Die Menge an Daten wächst seit Jahren noch schneller als die Rechenleistung, auch weil der Aufwand, eine regelmäßige Verdoppelung der Transistoren zu erreichen, immer gigantischere Dimensionen annimmt. Nur wenige Spezialfirmen beherrschen die komplexe Technologie, mit der sich die winzigen Strukturen in Siliziumscheiben herausarbeiten lassen. Weder mit dem bloßen Auge noch mit einem Lichtmikroskop ist da etwas zu erkennen, es geht schließlich um wenige Millionstel Millimeter, ein menschliches Haar wirkt daneben wie ein Baumstamm.

In der Halbleiterei verhält es sich zwar so, wie es der ehemalige Intel-Technikchef Justin Rattner mal formuliert hat: "Es ist, als ob man nachts auf einer nebligen Straße fährt. Man bewegt sich scheinbar auf eine Wand zu, aber man ahnt doch, dass dahinter eine Straße ist." Mehr als zehn Jahre könne man ohnehin nicht in die Zukunft blicken.

Mikrochips: Gordon Moore im Jahr 2000 bei der Einweihung des "Gordon und Betty Moore Material Research-Gebäudes" an der Stanford University.

Gordon Moore im Jahr 2000 bei der Einweihung des "Gordon und Betty Moore Material Research-Gebäudes" an der Stanford University.

(Foto: Paul Sakuma/dpa)

Zumindest aus heutiger Sicht wirkt die Nebelwand allerdings recht kompakt, denn allmählich geht es bei den Chips und den Strukturen darauf hinunter bis zur atomaren Ebene - dann ist Ende Gelände. Möglicherweise sieht diese Zukunft aber auch so aus, dass nicht alle Probleme sozusagen mit Rechenleistung erschlagen werden müssen. Sondern dass man die Daten schon nahe an der Quelle filtert und aussortiert, um dann nur die berechnen zu müssen, die auch relevant sind.

Außerdem stehen auch Technologien wie das Rechnen mit Quanteneffekten in den Startlöchern - das allerdings schon etwas länger. Quantencomputing kommt zudem auch nicht ohne die Unterstützung durch herkömmliche Rechner aus. Die Ära, in der die Chip-Industrie sich den für sie besten Punkt zwischen Leistung und Kosten aussuchen konnten, sind jedenfalls vorbei. Neue superschnelle Chips werden teurer sein, wer allerdings nicht so viel Power braucht, kann auch zu etwas weniger potenten und dafür weniger energiehungrigen Chips greifen.

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