Dem Internetkonzern Google droht offenbar eine empfindliche Strafe aus Brüssel. Wie die Financial Times (FT) berichtet, werden EU-Politiker in den nächsten Wochen verkünden, das der Suchmaschinenbetreiber seine Marktmacht im Werbemarkt missbraucht hat. Wie hoch die Strafe ausfallen wird steht noch nicht fest. Laut FT könnte sie aber die bishergie Rekordbuße von etwa einer Milliarde Euro übersteigen, die der Chiphersteller Intel zahlen musste.
Die Kommission ermittelt seit fast sieben Jahren gegen Google - mittlerweile in drei unterschiedlichen Verfahren. Nun könnte sie die erste Strafe verhängen. Im konkreten Fall geht es um die Preisvergleichs-Plattform Google Shopping. Die EU-Kommission hat den Verdacht, dass Google die Suchergebnisse zu seinen Gunsten anpasst und eigene Anzeigen bevorzugt.
Die Kommission, die den Bericht ebenso wie der Internetkonzern unkommentiert ließ, hatte ihre Ermittlungen dazu im Juli vergangenen Jahres ausgeweitet. "Wir glauben, dass das Vorgehen von Google den Verbrauchern geschadet hat, weil sie die Suchergebnisse angezeigt bekommen, die Google ihnen zeigen will, und nicht unbedingt diejenigen, die relevanter sind", sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager damals. Der Suchmaschinenbetreiber schiebe "sehr, sehr oft" eigene Dienste in der Anzeige nach oben. Google habe den Wettbewerb in diesem Bereich "geschwächt oder sogar fast beseitigt".
Strafe könnte Spannungen mit US-Regierung erhöhen
In einem weiteren Verfahren der Kommission geht es um Googles Umgang mit dem Smartphone-Betriebssystem Android. Hier bemängelt die Kommission, dass Hersteller von Android-Geräten mit integrierten Diensten des Konzerns zwingend auch die Google-Suche und den Web-Browser Google Chrome vorinstallieren müssen. Seit Juli des vergangenen Jahres ermittelt die Behörde nun auch, ob Google in seinem Kerngeschäft - dem Anzeigenmarkt - gegen Wettbewerbsrecht verstößt. Der Verdacht: Google schränke die Möglichkeiten von Unternehmen ein, auf ihren Webseiten Werbung von konkurrierenden Suchmaschinen anzuzeigen.
Mögliche Strafen könnten auch die Spannungen mit der US-Regierung erhöhen. Der Streit verschärfte sich im vergangenen Sommer, als EU-Wettbewerbskommissarin Vestager den iPhone-Hersteller Apple zu einer Steuernachzahlung von 13 Milliarden Euro verdonnerte.