Google Glass:Ungeliebtes Prestigeprojekt

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Monatelang trug Google-Konzernchef Sergey Brin die Datenbrille quasi permanent. Dass er jüngst ohne Google Glass auftrat, nährt Spekulationen über die Zukunft des Prestige-Prdoukts. (Foto: REUTERS)

Die umstrittene Google-Brille sollte längst auf dem Markt sein, doch der Konzern zögert noch. Einiges deutet darauf hin, dass es mit dem Prestigeprojekt nicht so gut läuft.

Von Helmut Martin-Jung

Zwei Jahre lang gehörte sie zu Sergej Brins Gesicht wie der Schnauzer zu dem von "Magnum"-Darsteller Tom Selleck - die Computerbrille Glass. Sie war das erste Produkt aus Googles geheimnisumwitterter Abteilung X, und eines, das enorm viel Aufmerksamkeit erfuhr - obwohl es noch gar nicht allgemein verfügbar war. Das ist auch so geblieben. Seit zwei Jahren gibt es das Gerät nur als Testversion in limitierter Auflage. Und als Brin, Google-Mitgründer und Leiter der Abteilung X, vor Kurzem bei einem öffentlichen Auftritt erstmals seit Langem ohne sein Markenzeichen gesehen wurde, da deuteten das einige als Indiz dafür, dass es mit dem Prestigeprojekt womöglich nicht so gut läuft, wie sich der Konzern das wünscht.

Dafür gibt es auch andere Hinweise. Im vergangenen halben Jahr haben einige Top-Leute aus dem Glass-Projekt die Firma verlassen, darunter Chefentwickler Babak Parviz. Auf der Auktionsplattform Ebay kann man gebrauchte Glass-Brillen mittlerweile für etwa die Hälfte der von Google verlangten 1500 Dollar ersteigern. Und etliche Programmierer, die darauf gehofft hatten, dass sie mit speziellen Apps oder Diensten für den Computer zum Aufsetzen viel Geld verdienen können, sehen sich nun erst einmal enttäuscht. Manche haben die Arbeit an ihren Programmen eingestellt.

Google Glass ist ein Minicomputer, der an einem metallenen Brillenbügel befestigt ist. Auf einen kleinen Glasquader, der rechts oberhalb des rechten Auges platziert ist, werden Informationen eingeblendet. Außerdem enthält das Gerät eine Weitwinkelkamera, die nach vorne gerichtet ist. Besonders diese hatte in der Öffentlichkeit einiges Unbehagen hervorgerufen. In Kinos wurde das Tragen der Brillen verboten - obwohl der Akku kaum ausreicht, um einen kompletten Spielfilm aufzuzeichnen.

Ursprünglich sollte Google Glass 2014 für Konsumenten verfügbar sein, doch daraus wird nichts. Nun ist von 2015 die Rede. Zwei Dinge muss Google beachten: Die Technik muss besser werden und vor allem die Akzeptanz. Solange die Träger der Brillen weiter als "Glassholes" beschimpft werden, bleibt es schwierig.

© SZ vom 18.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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