Privatsphäre:So lässt sich herausfinden, welche Daten Google hat

Privatsphäre: Ein paar Mal tippen - und herausfinden, was Google gespeichert hat.

Ein paar Mal tippen - und herausfinden, was Google gespeichert hat.

(Foto: Patrick Pleul / Bearbeitung: SZ/dpa)

Suchanfragen, Standorte, Youtube-Verlauf, E-Mails: Google speichert persönlichste Daten. Wer einen Account hat, kann mit ein paar Klicks mehr darüber herausfinden.

Von David Wünschel

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Solche und ähnliche Fragen tippen Millionen Menschen jeden Tag in die Google-Suchmaske. Oft hilft Google selbst bei den persönlichsten Fragen und verlangt dafür nicht einmal Geld. Bezahlen müssen die Nutzerinnen und Nutzer mit einer anderen Währung: mit ihren Daten.

Mit jeder Eingabe lernt Google ein wenig mehr über uns. Jede Suchanfrage ist ein Datenpunkt, der Google hilft, uns zielgerichtetere Werbung anzuzeigen. Dieses Geschäftsmodell hat Google zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht.

Google sammelt jedoch nicht nur über seine Suchmaschine Daten. Google Chrome ist Marktführer unter den Browsern, Youtube unter den Video-Plattformen, Android das meistgenutzte Smartphone-Betriebssystem, Gmail der meistgenutzte E-Mail-Anbieter. "Google ist omnipräsent", sagt die Datenschutzexpertin Klaudia Zotzmann-Koch, die sich beim Chaos Computer Club engagiert und ein Buch über Datensicherheit geschrieben hat. "Man hat kaum eine Chance, auszuweichen."

Wer ein Google-Konto besitzt, kann jedoch mit einigen Klicks herausfinden, welche Daten Google über ihn oder sie sammelt und speichert. Dazu muss man sich zunächst in sein Google-Konto einloggen und die Webseite "Meine Google-Aktivitäten" aufrufen. Ist dort der Haken unter "Web- & App-Aktivitäten" gesetzt, sammelt Google beispielsweise alle Suchanfragen und viele Aktivitäten auf Google-Webseiten, zum Beispiel, auf welche Werbeanzeigen man klickt. Außerdem ist auf der "Meine Google-Aktivitäten"-Seite zu sehen, ob Google den Standort und den Youtube-Verlauf trackt.

Die Daten, die Google gespeichert hat, kann man über das Tool "Google Takeout" herunterladen. Dort sind etwa 50 verschiedene Produkte aufgelistet, die möglicherweise Daten sammeln. Hier lässt sich auswählen, von welchen Produkten man seine Daten einsehen will. Einer der interessantesten Punkte ist "Meine Aktivitäten". Dort sind - sofern man Google das Datensammeln erlaubt hat - alle Suchverläufe (beispielsweise von der Google-Suche, Youtube oder die gesuchten Orte und Routen in Google Maps) gespeichert. Hat man die gewünschten Produkte ausgewählt, kann man weiter unten den Export der eigenen Daten beantragen. Innerhalb von einigen Minuten sollte eine E-Mail in dem Postfach ankommen, mit dem man bei Google registriert ist. Diese Mail enthält einen Link, unter dem man seine Daten downloaden kann.

Nach dem Download befinden sich die Daten in einem Ordner, dessen Name mit "Takeout" beginnt. Um beispielsweise den Google-Suchverlauf einzusehen, muss man zunächst diesen Ordner öffnen und dann die Ordner Meine Aktivitäten und Google Suche anklicken. Im Ordner Google Suche befindet sich eine Datei mit dem Namen MeineAktivitäten.html. Diese Datei enthält alle gespeicherten Google-Suchanfragen. Sie kann mit jedem beliebigen Browser geöffnet werden. Die Daten der anderen Google-Produkte finden sich in den anderen Ordnern.

Unklar ist, ob Google möglicherweise noch mehr Daten speichert als jene, die über das Takeout-Tool heruntergeladen werden können. Der Tech-Konzern Oracle beispielsweise warf Google in einem Report aus dem Jahr 2019 vor, in Takeout "ganze Kategorien von anderen Daten, die Google sammelt, auszulassen", darunter beispielsweise Interaktionen auf Webseiten, Daten von Bewegungssensoren von Android-Handys und Schlagwörter aus E-Mails. Google speichere diese Daten in sogenannten "Schattenprofilen" - selbst von jenen Menschen, die gar keinen Google-Account besitzen.

Eine Unternehmenssprecherin von Google schreibt zu den Vorwürfen: "Dieser Bericht war Teil der langjährigen Kampagne von Oracle gegen Android, und viele der darin aufgestellten Behauptungen sind unzutreffend und irreführend." Wer glaube, dass Google Daten sammle, die im Takeout-Tool nicht auftauchen, könne diese Daten gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) über ein zusätzliches Formular beantragen.

Wenn man dieses Formular nutzt und um eine Zusendung aller personenbezogenen Daten bittet, erhält man bei einem Testversuch jedoch die Antwort: Aufgrund der Größe und Komplexität von Google solle man bitte zusätzlich angeben, wann die Daten in etwa gesammelt worden seien und auf welche Produkte sie sich bezögen. Man muss also wissen, welche Daten Google überhaupt speichern könnte, um herauszufinden, ob sie auch tatsächlich gespeichert werden - zusätzlicher Rechercheaufwand, der das Recht auf Auskunft nach DSGVO erschwert.

Dieser Artikel gehört zum Themenschwerpunkt "Googles Schatz". Die gesamte Recherche und Links zu weiteren Artikeln finden Sie hier: sz.de/GooglesSchatz

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