Süddeutsche Zeitung

Goldener Windbeutel:Einfach nur Wasser

Coca-Cola erhält den Preis für die "dreisteste Werbelüge des Jahres". Das Produkt Smartwater sei schnödes Wasser, nur teuer verkauft, monieren Verbraucherschützer.

Von Silvia Liebrich

Nicht jede Preisauszeichnung ist ein Grund zur Freude. In diese Kategorie gehört auch der "Goldene Windbeutel", den die Verbraucherorganisation Foodwatch seit 2009 vergibt. Platz eins im Wettbewerb um die "dreisteste Werbelüge" errang dieses Jahr Coca-Cola mit seinem Glacéau Smartwater. Die Freude beim US- amerikanischen Getränkekonzern hält sich entsprechend in Grenzen. Coca-Cola halte die Auszeichnung für nicht gerechtfertigt und nehme sie nicht an", hieß es dort am Dienstag.

Bleibt die Frage, was an Smartwater, also am schlauen Wasser, so dreist ist, dass es dafür einen Negativpreis gibt? Vereinfacht ausgedrückt monieren Kritiker, dass hier einfach nur Wasser in Flaschen verkauft wird, allerdings zu einem Preis, der mit 1,65 Euro je Liter bis zum Siebenfachen über dem von normalem Mineralwasser liegt. Was das Produkt von anderen unterscheidet? Mineralwasser kommt hier nicht einfach in die Flasche, es wird zuerst verdampft und dann wieder aufgefangen. Mineralsalze, die dabei verloren gehen, werden später wieder hinzugefügt. Also ein einfacher technischer Vorgang, der jede Menge Energie verbraucht. Freilich lässt sich das auch netter ausdrücken. "Von Wolken inspiriert", "Smartwater" oder "dampfdestilliertes natürliches Mineralwasser", bewirbt Coca-Cola sein Produkt. "Smartwater ist einfach nur ein schnödes Wasser, teuer verkauft", sagt Foodwatch-Frau Sophie Ungerer. Der Konzern hält dagegen, das Wasser habe eine besonders klaren und wenig mineralischen Geschmack.

An der Online-Abstimmung haben sich laut Foodwatch fast 70 000 Menschen beteiligt, knapp ein Drittel votierte für Smartwater. Insgesamt fünf Produkte waren für den Negativpreis nominiert Die Verbraucher konnten neben dem Coca-Cola-Produkt auch ein Olivenöl wählen, das mit großen Oliven auf dem Etikett wirbt, aber zu 49 Prozent aus Sonnenblumenöl besteht. Außerdem standen ein Erbseneintopf, ein Ketchup für Kinder sowie ein Müsliriegel auf der Liste.

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Quelle:
SZ vom 05.12.2018
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