Goldene Bänke:Vornehm geht Wuppertal zugrunde

Goldene Bänke: Viele Wuppertaler haben sich mehr öffentliche Sitzgelegenheiten zum Verweilen gewünscht. Aber solche?

Viele Wuppertaler haben sich mehr öffentliche Sitzgelegenheiten zum Verweilen gewünscht. Aber solche?

(Foto: Roberto Pfeil/dpa)

Ausgerechnet die wirklich nicht schöne Stadt in NRW hat vergoldete Bänke aufgestellt. Es folgte: ein Eklat. Über die Vorteile dieser Geldverschwendung redet hingegen leider niemand.

Glosse von Paulina Würminghausen

Man tut Wuppertal wohl nicht ganz unrecht, wenn man behauptet: Wuppertal ist keine glamouröse Stadt. Eher im Gegenteil. Wuppertal ist diese nichtssagende Stadt irgendwo in Nordrhein-Westfalen, hier gibt es nicht viel. Außer einer Schwebebahn. Als Hauptattraktion eine Schwebebahn, das muss eine Stadt erst mal schaffen. "Woanders is' auch scheiße", würde man im benachbarten Ruhrpott wohl sagen.

Nun greift Wuppertal aber nach den Sternen - und schafft vergoldete Bänke an. 400 000 Euro hat sich die Stadt die zehn Bänke kosten lassen, fünf Sonderanfertigungen mit einem goldfarbenen Überzug wurden bereits aufgestellt. Die Bänke seien Teil einer "Qualitätsoffensive für die Innenstadt", sagt die Stadt Wuppertal. Viele Bürger hätten sich mehr öffentliche Sitzgelegenheiten zum Verweilen gewünscht.

Die neue Anschaffung hat jedoch nicht direkt für Dankbarkeit gesorgt, eher für eine Welle der Empörung, und das mittlerweile sogar bundesweit. Schließlich schiebt die Stadt einen Schuldenberg von 1,6 Milliarden Euro vor sich her. "Vornehm geht der Haushalt zugrunde", stichelt der Bund der Steuerzahler NRW etwa; "Steuerverschwendung" hauen die Menschen auf Twitter wütend in ihre Tastaturen. Eine Frau fordert dort, man hätte das Geld lieber "in Schulen, Kitas oder klimafreundliche Projekte" stecken sollen.

Wuppertal? Da ist Luft nach oben

Viel Spott und Häme also für Wuppertal, alles irgendwie auch berechtigt. Aber nur auf den ersten Blick. Wenn man noch mal auf das nicht gerade glamouröse Image der Stadt zurückkommt, könnte die Anschaffung auch Teil einer ausgeklügelten Imagekampagne sein. In einem Ranking der kreisfreien Städte in Deutschland liegt Wuppertal auf Platz 58 von insgesamt 71 Plätzen (immerhin deutlich vor Hagen und Gelsenkirchen, wird sich der genügsame Wuppertaler denken). Die Damen und Herren in der Stadtverwaltung hingegen wissen: Da ist Luft nach oben. Und ein bisschen Bling-Bling hat ja eigentlich noch nie geschadet.

"Das sind Maßanfertigungen und keine Stadtmöbel aus dem Katalog", lässt eine Sprecherin der Stadt verlauten. Klar: Was will eine Stadt wie Wuppertal schon mit Katalogmöbeln. Schließlich sollen die Menschen in der Innenstadt künftig nicht einfach nur sitzen, sondern schön sitzen. Aber Achtung: Zu schön darf das Ganze auch wieder nicht sein. Die Bänke sollen sich ja ins Stadtbild einfügen. Auch daran hat Wuppertal - natürlich - gedacht und einfach die Rückenlehnen weggelassen. Für Bequemlichkeit hat das Budget dann wohl doch nicht gereicht.

Die vergoldeten Bänke könnten wahrlich der Anfang von etwas Großem sein. Wenn man ein bisschen träumt, kann man sich durchaus ein komplett vergoldetes Wuppertal vorstellen: goldene Straßenlaternen, goldene Bushaltestelle, ja, sogar eine goldene Wuppertaler Schwebebahn. Das Image der Stadt wäre auf jeden Fall aufpoliert, im wahrsten Sinne des Wortes. Und Gold ist ja auch inflationssicher. Eine Win-win-win-Situation sozusagen.

Bleibt zu hoffen, dass die goldenen Bänke auch der klammen Stadtkasse etwas Gutes tun. Vielleicht kommen ja bald tatsächlich Edel-Touristen aus ganz Deutschland nach Wuppertal, um sich auf den neuen Bänken zu fotografieren. Düsseldorf und München? Das war gestern. Wuppertal ist jetzt Place to be für die Schönen und Reichen.

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