Gmail:Google will E-Mails nicht mehr zu Werbezwecken scannen

Google

Mit 1,2 Milliarden Nutzern ist Gmail der erfolgreichste E-Mail-Dienst der Welt.

(Foto: Google)
  • Google will E-Mails von Gmail-Nutzern künftig nicht mehr scannen, um personalisierte Werbung anzuzeigen.
  • Der Posteingang wird aber weiterhin analysiert, etwa um Spam auszufiltern oder E-Mails zu sortieren.
  • Wer gar keine interessenbezogene Werbung sehen will, muss das auf der Seite "Mein Konto" angeben.

Gmail ist ein E-Mail-Dienst der Superlative. 1,2 Milliarden Menschen haben eine Adresse, die auf @gmail.com endet. Google bietet aber nicht nur den erfolgreichsten, sondern auch den wohl umstrittensten Dienst der Welt an. Alle eingehenden E-Mails werden automatisch gescannt, um personalisierte Werbung anzuzeigen - eine Praxis, die Daten- und Verbraucherschützer seit Jahren anprangern.

Damit soll jetzt Schluss sein. Im Firmenblog hat Google-Managerin Diane Greene angekündigt, dass Privatnutzer keine Werbung mehr angezeigt bekommen sollen, die auf den Inhalten der E-Mails ihres Gmail-Kontos basiert. Wer bislang etwa Suchaufträge bei Immobilienportalen erstellt hatte und sich passende Mietwohnungen per E-Mail schicken ließ, dem blendete Google möglicherweise Werbeanzeigen von Immoscout, Immowelt oder WG-Gesucht ein.

Wann genau Google die Ankündigung umsetzt, ist unklar

Die Ankündigung enthält keine Angaben über den genauen Zeitpunkt der Änderung. Greene schreibt nur, dass die Umstellung "im Laufe des Jahres" erfolgen werde. Dann soll sich die Werbung, die innerhalb von Gmail eingeblendet wird, nach den allgemeinen Anzeigeneinstellungen des jeweiligen Google-Nutzers richten.

Dafür bietet Google seit zwei Jahren die Seite "Mein Konto" an. Sie bündelt alle Einstellungen für Privatsphäre und Sicherheit. Nutzer können beispielsweise den Such- und Wiedergabeverlauf von Youtube-Videos löschen, die Weitergabe von persönlichen Daten an das Analyse-Werkzeug Google Analytics untersagen oder eben interessenbezogene Werbung deaktivieren. Auf der Unterseite "Einstellungen für Werbung" müssen Nutzer den Schieberegler auf "Aus" stellen.

Zusammengefasst: Unabhängig von Googles Ankündigung werden alle Gmail-Nutzer weiter Werbung sehen. In der Standardseinstellungen richten sich die Anzeigen nach früheren Google-Suchen, vermuteten soziodemographischen Merkmalen, dem Standortverlauf des Smartphones und anderen Faktoren richtet. Der Inhalt der E-Mails wird dafür nicht mehr herangezogen. Wer überhaupt keine personalisierten Anzeigen ausgeliefert bekommen möchte, muss das unter "Mein Konto" angeben.

Die Änderungen dürften insbesondere den Bundesverband der Verbraucherzentralen freuen. Die Verbraucherschützer haben Google im vergangenen Jahr abgemahnt, weil das Unternehmen massenhaft E-Mails scanne, ohne die Nutzer ausreichend darüber aufzuklären. Bereits 2011 hatte der damalige Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix Google vorgeworfen, das Fernmeldegeheimnis zu verletzen.

Die Alternativen heißen Posteo, Mailbox.org oder Protonmail

Ob die Beschwerden der Datenschützer tatsächlich Einfluss auf Googles Entscheidung hatten, ist fraglich. Offiziell begründet das Unternehmen den Kurswechsel mit dem Erfolg von G Suite, einem kostenpflichtigen Angebot für Geschäftskunden. Dort verzichtet Google darauf, E-Mails zu Werbezwecken zu scannen. Offenbar führten die unterschiedlichen Vorgehensweisen zu Verwirrung bei Unternehmen, die sich für G Suite interessierten. Deshalb will Google die Praxis vereinheitlichen, um Missverständnisse zu verhindern und potenzielle Geschäftskunden nicht abzuschrecken.

Wer strikt dagegen ist, dass sein Posteingang durchleuchtet wird, sollte Gmail nach wie vor meiden. Auch in Zukunft werden Algorithmen E-Mails analysieren, um Spam und Malware auszufiltern, Informationen für Googles persönlichen Assistenten zu gewinnen oder E-Mails automatisch in bestimmte Kategorien einzusortieren. Alternativen mit besserem Datenschutz sind etwa die deutschen Anbieter Posteo und Mailbox.org oder Protonmail aus der Schweiz. Diese kosten zwischen einem und vier Euro pro Monat, finanzieren sich aber nicht durch Werbung.

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