GM sagt Verkauf ab:Was jetzt mit Opel passiert

Eines der spektakulärsten Geschacher in der Industriegeschichte ist beendet: GM behält Opel. Fragen und Antworten rund um das Übernahme-Chaos.

Monatelang wurde um Opel gerungen, jetzt behält General Motors die Tochter einfach selbst. Was bedeutet das?

Opel, dpa

"Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall spielen eine entscheidende Rolle im globalen GM-Verbund - eine Position, die GM nicht aufgeben will".

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Warum hat GM Opel nicht verkauft? Der US-Mutterkonzern sieht seine deutsche Tochter Opel als strategischen Unternehmensteil des Konzerns. "Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall spielen eine entscheidende Rolle im globalen GM-Verbund - eine Position, die GM nicht aufgeben will", sagt dazu das Unternehmen. Kurz: Opel bleibt bei General Motors, weil das Know-how der Firma für GM von großer Bedeutung ist und Opel zugleich den Zugang zum europäischen Markt sichert. Das allerdings war auch schon vorher klar. Darum dürfte zuletzt vor allem die spürbare wirtschaftliche Erholung GM noch ermutigt haben, Opel zu behalten.

Konnte GM einfach alle Pläne wieder umkehren? Ursprünglich hatte GM entschieden, dass 55 Prozent der Opel-Anteile an die Investoren Magna/Sberbank gehen sollten. Demnach wollte GM 35 Prozent an der neuen Gesellschaft "New Opel" behalten, die übrigen zehn Prozent sollte die Belegschaft übernehmen. Doch der Vertrag mit Magna war noch nicht unterschrieben. Daher nutzte GM die Bedenken der EU-Kommission gegen die Staatshilfe als Steilvorlage, um den Verkauf noch einmal zu überdenken: GM verwies auf drohende Schadenersatzforderungen, sofern das Unternehmen der EU erklärt hätte, dass die Entscheidung zugunsten Magna ohne politischen Druck gefallen sei. Die Manager sagen hinter vorgehaltener Hand: Wir hatten nie eine andere Wahl. Bund und Länder hatten ihre staatlichen Hilfen früh an einen Zuschlag für Magna geknüpft.

Was passiert jetzt mit Opel? In Kürze will GM seine Pläne mit Opel präsentieren. Die Schließung von Werken, etwa in Bochum oder Kaiserlautern, und Entlassungen von Mitarbeitern wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Drei Milliarden Euro wollen die Amerikaner in die Neustrukturierung von Opel investieren, wobei "Neustrukturierung" in diesem Fall vor allem "Verkleinerung" bedeutet. Denkbar ist auch, dass GM Opel zunächst in die Insolvenz schickt, um die Sanierung durchzusetzen - vor allem dann, wenn die Mitarbeiter nicht kooperierten, wie GM drohte.

Muss General Motors Staatshilfen zurückzahlen? Der US-Konzern muss die Brückenfinanzierung fristgerecht zum 30. November an Bund und Länder zurücküberweisen. Eine GM-Sprecherin sagte dazu: "GM wird den Brückenkredit zurückzahlen, falls dies gefordert wird". Ob die Rückzahlung bereits angefordert wurde, wollte die Sprecherin nicht sagen. Allerdings wurden von 1,5 Milliarden Euro nur 1,1 Milliarden Euro ausbezahlt, rund 200 Millionen Euro wurden bereits zurückbezahlt.

Wie reagiert Magna auf die Absage von GM? Magna macht gute Miene zum bösen Spiel: Das Unternehmen will Opel und GM "in den Herausforderungen der Zukunft" unterstützen und bedankt sich bei allen, die den Opel-Restrukturierungsprozess unterstützt haben.

Was sagen die Opel-Arbeitnehmer? Der Opel-Betriebsrat hatte sich wie die Bundesregierung früh auf Magna festgelegt und ist nun empört. Betriebsratschef Klaus Franz rief die Beschäftigten zu Protestaktionen auf. Der angekündigte Gehaltsverzicht solle überdies keine Gültigkeit mehr haben. Pro Jahr sollten bei den rund 50.000 Beschäftigten 265 Millionen Euro eingespart werden.

Was will Russland tun? Die Entscheidung, den Opel nicht zu verkaufen, habe "in Russland und insbesondere bei der Regierung für Erstaunen" gesorgt, sagte ein Sprecher des Ministerpräsidenten Wladimir Putin. Putin hatte den geplanten Einstieg der russischen Sberbank bei Opel als einmalige Chance für einen günstigen Zugriff auf westliche Technologien bezeichnet.

Damit wollte Russland seine am Boden liegende Autoindustrie sanieren. Nach Darstellung von Peskow muss das Konsortium aus Sberbank und dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna nun die Rechtslage prüfen. Dabei wolle sich die russische Regierung aber heraushalten. GM hatte nach dem Verzicht auf den Opel-Verkauf erklärt, selbst bei der Modernisierung der russischen Autoindustrie helfen zu wollen.

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