GM: Ex-Chef Henderson wird Berater:Ein Geschasster kehrt zurück

Keine bösen Gefühle: Fritz Henderson hat seinen Rauswurf bei GM vom Dezember 2009 schnell überwunden. Denn nun ist er als Berater für den Autokonzern tätig.

Es ist ein schnelles Wiedersehen: Ende vergangenen Jahres war Frederick (Fritz) Henderson von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender des US-Autokonzerns General Motors (GM) abserviert worden, nun kehrt der 51-Jährige schon wieder als Berater ins Unternehmen zurück. Wie General Motors bekannt gab, ist der mit ihm vereinbarte Stundentarif üppig: Für 20 Stunden Arbeit im Monat soll er 59.090 Dollar erhalten, das ergibt 2954,50 Dollar für 60 Minunten Arbeit. Der Vertrag kann bis zum 31. Dezember monatlich verlängert werden.

Der frühere GM-Chef Fritz Henderson, Foto: dpa

Der frühere GM-Chef Fritz Henderson verfügt über viel internationale Erfahrung. Diese stellt er dem Autokonzern nun als Berater zur Verfügung.

(Foto: Foto: dpa)

Der frühere GM-Chef soll als Berater für das internationale Geschäft des Konzerns eingesetzt werden. Auf diesem Gebiet bringt Henderson viel Erfahrung mit. In seiner mehr als 25-jährigen Karriere bei GM war er in Regionen wie Lateinamerika, Asien und Europa tätig, jeweils mit der Order die dortigen Unternehmensteile zu sanieren. Henderson trägt daher auch den Spitznamen "Fix it Fritz" ("Fritz bringt es in Ordnung").

In staatlichem Mehrheitsbesitz

Henderson hatte GM im vergangenen Jahr acht Monate lang während der schwierigsten Krisenzeiten des Unternehmens geführt. Sein Vorgänger Rick Wagoner war im März 2009 aus dem Unternehmen gedrängt worden. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise war der Konzern voriges Jahr in staatlichen Mehrheitsbesitz geraten.

Außerdem teilte GM mit, dass Hendersons Nachfolger an der Konzernspitze, Ed Whitacre, in diesem Jahr neun Millionen Dollar (6,7 Millionen Euro) für seine Dienste erhalten soll.

Wie das Unternehmen am Freitag der Börsenaufsicht übermittelte, setzen sich die Bezüge für 2010 aus einem Gehalt von 1,7 Millionen Dollar und GM-Aktien im Wert von 7,3 Millionen Dollar zusammen.

Ab 2012 soll Whitacre innerhalb von drei Jahren Aktien im Wert von 5,3 Millionen Dollar erhalten. Außerdem seien nicht übertragbare Aktien im Wert von zwei Millionen Dollar Teil dieses Pakets zur Schaffung langfristiger Anreize. Das US-Finanzministerium stimmte den Bezügen der Erklärung zufolge bereits zu.

"Auf jeden Fall muss da noch einmal nachgebessert werden"

In Deutschland steht GM unterdessen vor weiteren Problemen. Denn ohne eine deutliche Erhöhung seines Eigenbeitrags hat der US-Konzern kaum Aussicht auf die Bewilligung von Staatshilfen für die Opel-Sanierung. "Auf jeden Fall muss da noch einmal nachgebessert werden, und zwar deutlich", hieß es in Berliner Regierungskreisen.

Das Handelsblatt berichtete, dass von GM erwartet werde, mindestens die Hälfte der auf 3,3 Milliarden Euro geschätzten Sanierungskosten für die europäischen Töchter selbst zu übernehmen. "Sonst wird es schwierig, staatliche Hilfen zu gewähren", zitierte die Zeitung Regierungskreise.

Am Montag beschäftigt sich der Bürgschaftsausschuss aus Vertretern von Bund und Ländern mit dem Hilfeantrag und dem zugrundeliegenden Sanierungsplan. Ein Ergebnis ist allerdings nach Angaben aus Regierungskreisen noch nicht zu erwarten.

Der hessische Finanzstaatssekretär Thomas Schäfer (CDU) sagte dem Handelsblatt: "Der Gesellschafterbeitrag von General Motors in dem Sanierungskonzept ist viel zu niedrig und muss deutlich erhöht werden." Der Bürgschaftsausschuss werde wohl zunächst eine Liste aller Nachforderungen und weiteren Fragen an GM formulieren. "Ein wesentlicher Punkt in der Beurteilung wird zudem sein, wie GM nachweisen will, dass eine europäische Kreditunterstützung nicht andere Aktivitäten des Konzerns außerhalb Europas sponsert", sagte Schäfer.

In einem Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums an den Wirtschaftsausschuss des Bundestages, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, werden eine Reihe von Bedenken an dem Konzept aufgeführt.

Schon auf den ersten Blick entstehen Fragen

Zunächst werde nun im Auftrag der Bundesregierung die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers das Konzept auf seine Tragfähigkeit prüfen. "Diese Prüfung nimmt gerade bei einem so komplexen Fall einige Zeit in Anspruch", hieß es in dem Bericht. Dann müsse sich der Bürgschaftsausschusses mit diesem Prüfbericht befassen, ehe ein Votum abgegeben werden kann, ob Staatshilfe vertretbar sei.

Schon ein erster Blick auf das GM-Konzept für Opel wirft dem Ministerium zufolge wichtige Fragen auf. Dies betreffe vor allem den Beitrag, den GM bei Sanierung von Opel übernehmen wolle. GM sei zwar zu einer Leistung von 600 Millionen Euro bereit.

Dieser Betrag sei aber bereits zur Rückzahlung eines staatlichen Brückenkredits verwendet worden, stehe also für Investitionen nicht mehr zur Verfügung.

Unklar bleibe auch die Höhe der Finanzierungsbeiträge anderer EU-Länder. Zudem stehe die Arbeitnehmerbeteiligung von 265 Millionen Euro jährlich noch aus. Der aufgeführte Stellenabbau sei zudem nur bedingt nachvollziehbar. Ein Eigenkapitalproblem bleibe, was langfristig ein Insolvenzrisiko bei Opel beinhalte.

Der US-Autobauer will für die Restrukturierung von Opel insgesamt 2,7 Milliarden Euro an Staatshilfen einsammeln. Bei Deutschland wurden am 9. Februar Bürgschaften oder Kredite über 1,5 Milliarden Euro beantragt.

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